CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Arctic Plateau - On a sad sunny day
(73:02, Prophecy Productions, 2009)
Schon irgendwie reichlich bizarr: da ist es Sommer, draußen scheint die Sonne und man hört sich hintereinander mehrere tief wolkenverhangene und düstere Scheiben an. Tja, nicht jede melancholische Scheibe kann eben im trüben Herbst erscheinen. Somit auf nach Italien, dem Land des ewigen Regens, dunkler Landschaften und betrübter Seelen. Hinter Arctic Plateau verbirgt sich nämlich als Ein-Mann-Projekt der Italiener Gianluca Divirgilio, der in erster Linie auf Atmosphäre und epische Strukturen setzt, stilistisch irgendwo im gitarrendominierten Alternative / Post Rock zu Hause ist und zudem ein wahres Kind der Traurigkeit zu sein scheint. Oder um es mit des Künstlers Worten zu sagen: "Ich bin so inspiriert von der Traurigkeit, dass ich das Gefühl habe, damit die Freude gefunden zu haben." Recht hat der still als Solist werkelnde, denn die 11 Songs klingen eben nicht nach total entrücktem Weltschmerz. Neben fragilen Momenten finden sich nämlich einige lebensbejahende Wutausbrüche im Breitwandsound. So schwelgt das Werk zwar in vielen Momenten in spielerischem Minimalismus, doch die sanften, immer traurigen, mit viel Echo versehenen Gitarrenfiguren, sowie die solide Stimme des Protagonisten gehen eine wunderbare Symbiose ein. Als Multi-Instrumentalist bedient er die Schlagstöcke ebenfalls selbst, womit glücklicherweise auf die Steckdosenkomponente verzichtet wurde. Ebenso sind die sparsamen Keyboardsegmente sorgsam eingebunden. Gewinner auf diesem eher nordisch wirkenden Album sind aber in erster Linie die wunderbaren Melodien, die sich sofort festsetzen und das Album auf gesamte Lauflänge tragen. Auf http://www.MySpace.com/arcticplateau bietet der Römer deswegen gleich einige Beispiele für das eigene Kennenlernen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009