CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Rubycone - Pictures for susceptible housewives
(41:10, Mals Records, 2009)
"Pictures for susceptible housewives" ist, bis auf einige Samples und ein zu Beginn des ersten Songs zu hörendes "Hallo", das nicht russisch, sondern ausgesprochen deutsch intoniert klingt, ein reines Instrumentalalbum. Geplant war das nicht. Rubycone geht auf die Idee Stanislav (Morfeus) Starushs (g) zurück, der in diversen Alternative Bands gespielt hatte und seine eigene Band aufbauen wollte. In Stanislav (Vstas) Pestreacov (b), Roman (Romones) Florea (g) und Nikita (Primus Man) Zaharievich (dr) fand er, nach diversen Besetzungswechseln, handwerklich geübte und an neuen Wegen interessierte Mitstreiter. Es kam zu Auseinandersetzungen bezüglich des Gesanges. Lösung: weg mit dem Gesang. Die Instrumente rückten in den Vordergrund, die Songs wurden komplexer und aufwendiger, bis die Band im technischen Progressive Metal angekommen war. Auf der CD sind 11 Tracks, die zusammen 41 Minuten voll machen. Bis auf den letzten Track ist kein Stück besonders lang, was jedoch, um die typische Prog-Longtrack-Sorge anzusprechen, kein und zwar gar kein Manko ist. Die Songs funktionieren gewiss für sich allein, viel mehr aber in der Gesamtzahl des Albums. Die radikale Abfuhr, rasante Frickeligkeit, dynamische Energie und jugendliche Heftigkeit der Einspielung sind vom Feinsten, Rubycone brauchen sich vor dem internationalen Vergleich nicht zu verstecken. Die Kompositionen sind ausgefeilt, haben Idee und Sinn, Dynamikschübe und Rhythmusstauchungen, Härtebrachialität und sensible, quasi jazzwüchsige Innigkeit. Technisch sind die Songs grandios geraten, die Jungs wissen ihre Instrumente zu spielen und dem leisesten und lautesten seine konkrete Bedeutung zu geben. Die Schattierungen der Klangfarben sind kräftig ausgeprägt. Für Nicht-Gitarren-Maniacs gibt es partiell vielleicht etwas zuviel Frickeligkeit und Fingerflitzerei, wer meckern will, findet was. Dem Auftreten der Band, den Songnamen, der musikalischen Orientierung und der Samples wegen glaube ich die Band auf dem Weg weit weg von allem zu sehen, was irgendwie russisch oder ukrainisch ist. Es gibt keinen Folk-Anteil, noch geographische Bezüge zur Heimat der Band. Würde ich nicht wissen, wo die Band zu Hause ist, würde ich auf Nordamerika tippen. Der letzte Track tanzt aus der Reihe. Nach einem Akustikgitarren-Intro gibt es minutenlang nur das Geräusch sanften Regens zu hören, bis ein Sample aus dem zweiten Terminator-Film (in englischer Originalsprache) den Track weiterführt und die Band zuletzt noch einmal heftig auflegt. Nicht nur komplex und progressiv. Viel mehr klingt das Album jugendlich frisch, heiter geradezu. Brachial hart sind die Tracks. Das Album hat eine positive, sympathische coole Note. Macht Laune, sich diesem gepflegten Edel-Krach mit heiterer Gelassenheit hinzugeben.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009