CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Raimundo Rodulfo - Mare et terra
(76:49, Musea, 2007)
Der aus Venezuela stammende Raimundo Rodulfo gehört zu den gut gehüteten Insider Tipps in der Progszene. Auch sein bereits 2007er Werk "Mare et terra" wird wohl eher ein Schattendasein fristen, was aber überhaupt nichts mit seinen kompositorischen bzw. spielerischen Qualitäten zu tun hat, sondern eher auf die etwas leichtfüßige Spielweise, den folkloristischen Einschlag und eben nicht Sinfonik / Retro Prog im 08/15 Schema zurückzuführen ist. Geschickt verbindet er zusammen mit zahlreichen Gastmusikern in den weit angelegten Stücken (der Opener "Náufrago" bringt es gleich mal auf 36 Minuten) südamerikanische bzw. spanische Folk Einflüsse (u.a. immer wieder perfekt eingewobene Flamenco Zitate) mit orchestralen, sinfonischen bisweilen leicht dramatischen Elementen, sowie etwas Klassik und sehr moderatem Jazz Rock Touch auf sehr angenehme Weise. Sein überaus melodisches Spiel, meist auf der akustischen Gitarre, bisweilen aber ebenso auf die elektrische Variante wechselnd, ist virtuos, sehr flüssig und keineswegs nur auf Effekthascherei angelegt, auch wenn es einige sehr expressive Soli zu hören gibt. Zudem sorgen Stimmungs- und Tempowechsel für ein gehöriges Maß an Abwechslung und spielerischer Lebendigkeit. Trotz der sehr weiträumig angelegten Stücke kommt keine Langeweile auf, denn neben Folk und Sinfonik finden sich ebenso rockige bzw. genügend progressive Momente in südamerikanischem Flair, die überaus locker und lebendig daherkommen. "Mare et terra" ist ein Album voller Lebensfreude, jeder Menge harmonischer Momente. Gebt deshalb diesem sympathischen Künstler aus Südamerika eine Chance, repräsentative Audioclips auf seiner Homepage sorgen für einen passenden Eindruck dieses durchaus ansprechenden Albums.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009