CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Markus Reuter & Ian Boddy - Dervish
(51:49, DiN, 2009)
Die Elektronen zirpen und quietschen an allen Ecken und Enden. Harte Beats und Rhythmen suchen wohl dosiert ihren Weg. Saitenklänge verhallen mit Rückkopplungen in unendlicher Weite. Dazwischen immer wieder feingliedrige, ambientartige Klänge und schwebende Loops. Mit solchen Sätzen kann man das zusammenfassen, was Markus Reuter und Ian Boddy auf ihrem gemeinsamen Album "Dervish" kreieren. Dass dazu Pat Mastelotto als Gast auftritt, passt ins Bild, denn er fügt sich in dieses elektronische Soundgeflecht perfekt ein. Und zusammen mit Markus Reuter sind die beiden schließlich unter dem Namen Tuner in ähnlichem musikalischem Terrain unterwegs. "Dervish" ist ein Album voll distanzierter Stimmungen, urbaner Kälte und horizontloser Weitläufigkeit. Eine Art Soundtrack für einen experimentellen Dokumentarfilm, der (noch) nicht existiert. Trotzdem haben die vielfältig ineinander verwobenen Sounds eine ganz eigene Logik, wirken sie auf ihre Art durchaus faszinierend. Beim ganz eigenen, subjektiven Eindruck zielt diese Art von Musik jedoch fast nur auf den Kopf, ein wohliges Gefühl in der Magengegend will sich einfach nicht einstellen. Doch sind Empfinden und das Ergebnis von Schwingungen eben eine ganz persönliche Angelegenheit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009