CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
The Red Masque - Fossileyes
(53:16, Ad Hoc Records, 2008)
Wenn Univers Zero im Chamber Rock die Klassiker sind, dann sind The Red Masque die abstrakten Rocker. Beide verbindet die extreme und abgründige Düsternis in ihren grundverschiedenen Kompositionen. The Red Masque spielen brachiale, abstrakte, Rock geprägte Avantgarde-Songs mit weiblichem Gesang, fast ganz ohne klassisches Instrumentarium. Doch die unsagbare und grandiose Intensität der extremen Düsternis verbindet beide Bands. Brandon Lord Ross (b, keys), Vonorn (dr, perc, key, b, g, acc), Andrew Kowal (g, vi), alle drei Sängerin Lynnette Shelley (harp, perc) im Gesang unterstützend, bauen im Unterschied zu ihrem 2004er Album "Feathers for flesh" mit einer Ausnahme nicht auf lang ausgedehnte Kompositionen, sondern haben ihre Inspiration auf 11 teilweise sehr kurze, einige längere Tracks verteilt. Sphärisch verwunschen erscheinende Parts, wie von bösen Geistern verzaubert, werden von brachialen Aggressionen gefressen, die laut im Vordergrund agieren, von extrem heftigen Bass-Attacken, schneidenden Gitarrenparts und sich überschlagendem Schlagzeug radikalisiert, was in Unisono-Punkten emporschlägt und danach untergründig weiter wuselt. Undurchsichtige Motive treffen auf Gesangslinien, die schon einmal von Thinking Plague gehört haben, ohne diesen konkret nachzueifern. Manches Stück auf der CD braucht etliche Durchläufe, um sein wie psychedelisch verwaschenes Arrangement nachvollziehen zu lassen. Die Songs sind erheblich abstrakt, von hoher struktureller Komplexität, jedoch ohne Frickelparts. Die dunkle Alt-Stimme der Sängerin Lynnette bestimmt lange Parts der Songs, was instrumental dazwischen passiert, hat mal Horrorfilm-Schrecken, und trägt schon mal die Energie des bösesten Metalkonzertes. Die 11 Songs machen es interessierten Hörern nicht leicht und sind somit Spezialfutter für Avantgarde-Interessierte, die es hart, wild und brutal mögen, ohne dass der kompositorische Inhalt leidet. Extrem anspruchsvoll, was das Quartett mit neuem Gitarristen auf "Fossileyes" zelebriert, eine Wonne für mit guten Anlagen Hörende, und eine Tortour für diese Anlagen, von ganz leise bis ganz laut geht es ständig auf und ab. Selbst im Progressive Rock gibt es zu The Red Masque kaum Vergleichbares. Keine Sekunde ist leicht oder eingängig, was "Fossileyes" zum Zielobjekt von Puristen macht, die Starkstromfutter brauchen.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009