CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Rick Ray Band - Setlist
(63:19, Neurosis Music, 2009)

Es sind Momente wie dieser, für die es sich lohnt, sich für den Progressive Newsletter zu schinden: Da meint man, den Bereich Gitarrenvirtuosen eigentlich ganz gut auf den Schirm zu haben - zumindest mal bei solchen, die in progressiv / bluesigen Gefilden fischen. Und da schickt Sklaventreiber Selm einem den Kollegen Ray ins Haus, mit genau so einem Stil. Und mit einer Diskographie von über 30 Titeln im Kreuz... Better late than never: Die Rick Ray Band hat in den Staaten bereits mit u. a. Lynyrd Skynyrd, Kansas, Robin Trower oder Mahogany Rush gespielt. Und genau mit der Spielweise der Letztgenannten, die bei Jimi Hendrix SEHR gut zugehört haben, lässt sich das von der Rick Ray Band Gebotene am Ehesten vergleichen - wenn man sich noch ein Saxophon dazudenkt, dass quasi riffend oft die Rolle einer Rhythmusgitarre übernimmt. Die "Setlist" ist gut bestückt mit starkem Material wie "Something a little more original" (das trotz des Titels mehr als einmal an Frank Marino denken lässt) oder dem sozial- bzw. Polizei-kritischen "Sgt. Pepperspray", dessen Satzgesang man noch mehr Stücken auf dem Longplayer wünschen würde. Persönlicher Favorit hier ist "Reservations In Cell #3", das sich bluesig um eine phantastische Basslinie herumwiegt, ohne ein klassischer 12Takter zu sein. Genug gelobt, einmal muss es ja doch raus: Das Album ist stark und hörenswert, erschwert diesen Akt aber mit einem derart grottigen Sound wie Rezensent es seit Pink Floyd-Bootlegs von 1972 nicht mehr erlebt hat. Tatsächlich klingen speziell die Drums und das vermutlich unschuldigerweise immer "trötig" 'rüberkommende Sax, als wären sie im Kartoffelkeller mit einem Monotapedeck von Grundig auf schon verknitterte Cassetten aufgenommen. Auch die Singstimme könnte etwas Technikhilfe durchaus vertragen - als Gastsänger würde Mr. Ray wohl nie verpflichtet... Das Artwork minimalistisch zu nennen, grenzt an Lobhudelei. Naja, und 3 Punkteabzug für den extremen Soundmuff eben. Live müsste diese Band aber ein echter Knaller sein.

Klaus Reckert



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