CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Phideaux - Number seven
(62:52, Bloodfish, 2009)
Phideaux haben sich für ihre Verhältnisse nach dem letzten Album, ihrem wohl professionellstem RetroProg-Coup "Doomsday afternoon" (2007), viel Zeit gelassen. Vielleicht benötigte man eine Denkpause, um zu überlegen, wie es denn nun weitergehen soll. Sowohl im Sound, als auch im Aufwand (Konzept, Gastmusiker, Arrangements) war offenbar ein Punkt erreicht, an dem man nicht (wie sonst immer) einfach noch ein Quäntchen drauflegen könnte, ohne dass aus dem Geniestreich ein überambitioniertes, aufgeblasenes Prog-Monster werden würde. Also hielt man erst einmal inne und beschritt dann einen anderen Weg: Man verzichtete auf einiges symphonisches Beiwerk des Vorgängers (auf einiges, nicht alles) und gestaltete die Songs nicht mehr ganz so willentlich proggy. Stattdessen feilte man weiter an den vielstimmigen und teilweise mehrstimmigen Gesangspassagen und verpasste dem Album eher einen psychedelischen, proto-progressiven Sound, der mich stark an die europäische Szene der späten 1960er, frühen 1970er erinnert. Das Faible des Bandleaders Phideaux Xavier für den frühen David Bowie wurde wohl auf keinem Album zuvor so deutlich. Gerade bei dem auf Italienisch gesungenem "Storia senti" (zu Deutsch 'Hör zu, Geschichte') klingt er wie junge Bowie, der "Ragazzo solo, ragazza sola" (eine italienischsprachige Version von "Space oddity", 1969) singt. Aber auch sonst bleibt der Sound betont 'altmodisch', ohne dass er die symphonische Dichte des Vorgängers wiederholt (oder gar übertrifft). Das Album ist zwar weit davon entfernt 'schlicht' zu sein, dennoch hat man sich hier zurückgenommen. "Number seven" erhält so einen naiven Seventies-Charme, der vielleicht seinem Vorgänger abging (man beachte auf das Lettering mit der frühen Computerschrift). Dafür sorgen auch jede Menge aus der Mode gekommener Effekte auf den Gitarren und jede Menge obskurer monophoner Keyboard-Sounds, die unüberhörbar aus den tiefsten Winkeln der Mottenkiste von Johnny Unicorn (sic!) kommen. Freilich: Eine richtige Revolution sind diese Veränderungen auf "Number seven" nicht. Das Album klingt immer noch verdammt nach Phideaux und nach sieben Alben seit 2003 gibt es genügend Trademarks, die immer wiederkehren, genügend Kompositionsmuster, die man kennt. Der versierte Phideaux-Kenner wird bei dem Album also nichts Neues, sondern eher Bekanntes hören, dennoch: "Number seven" ist das beste Album, das Phideaux nach "Doomsday afternoon" machen konnte, ohne sich zu überschlagen.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2009