CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Nodo Gordiano - Flektogon
(53:04, BTF, 2009)
Gut ein Jahrzehnt nach ihrem Debüt - dazwischen erschien 2005 lediglich das experimentelle Improvisationsalbum "Alea", sowie ein King Crimson Tributealbum - sind Nodo Gordiano wieder zurück. Die Band aus Rom ist vom Grundansatz ihren Prinzipien treu geblieben, denn noch immer bestimmen leicht düsterer, komplexer Progressive Rock mit 70er Jahre Einschlag, sowie Tendenzen zu Avantgarde / Jazz Rock das Geschehen, dafür ist von der Besetzung des Debüts nur noch Bassist Andrea De Luca übrig geblieben. Der Opener "Theatro de Memoria" beginnt düster, untermalt von sakralem Chorgesang. Doch wenn die Band loslegt, dann hört man sofort ihr Faible für heftige und schräge Töne, ein leicht crimsonesker Einschlag ist ebenso nicht von der Hand zu weisen. Doch in die Kategorie schräge Töne fällt leider ebenso der etwas opernhaft übertriebene Gesang von Silvia Scozzi. Aua! Instrumenten- und Gesangsabteilung laufen hier komplett auseinander. Beim instrumentalen Experimentalstück "Ozymandias Part I" werden verschiedene Klangkörper in Schwingungen versetzt, was auf knapp 3 Minuten noch ganz ordentlich anzuhören ist. Der zweite Teil dieses Stücks folgt später und ist quasi ein Schlagzeugsolo mit percussivem Beiwerk. Auf dem 30-minütigen, rein instrumentalen "Avventure di Mastarna" kehrt die Band jedoch wieder auf den Pfad der Tugend zurück. Etwas arabisch anmutendes Flair zum Start und schon geht's mit treibendem, jam-artigen 70s Progressive / Jazz Rock los. Hier zeigt die Band wirklich, was in ihr steckt und der lebendige Rhythmus steht im steten, spannenden Wettstreit mit Gitarre und Keyboards, sowie psychedelischen Klangexkursionen. Wechsel aus ruhigen und flotten Passagen, sowie expressiven Ausbrüchen mit Saxophon und Schlagzeug sorgen für den richtigen Spannungsbogen. Beide Daumen nach oben für das zentrale Stück des Albums! So fällt der Gesamteindruck dann letztendlich etwas zwiespältig aus. Licht und Schatten machen dieses Album nicht auf gesamte Laufdauer zu einer freudvollen Angelegenheit, wobei die positiven Eindrücke dominieren. Mehr von der Qualität von "Avventure di Mastarna" hätten einer positiveren Gesamtbeurteilung sicherlich geholfen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009