CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Retrospective - Stolen thoughts
(46:42, Lynn Music, 2008)

Die Dunkelheit der Melancholie, ihre süße Epik und abgründige Stille. Retrospectives "Stolen thoughts" hat einen sehr feinen, eisklaren Klang, die Höhen des Beckenanschlages sind ein Traum! Die polnische Band macht ihrem Heimatland alle Neo Prog Ehre. Wenn, ja wenn ihr Sound nicht zu dicht an dem der ebenfalls polnischen Band Riverside geparkt wäre. Da bekommt der Albumtitel eine ganz komische Bedeutung! Wie Metal komponiert, ist der moderne epische Neo Prog symphonisch soft gespielt, hat Druck und in aller Lyrik metallische Spitzen. Die Atmosphäre bleibt die 8 Songs über nachdenklich und dunkel. Der Bassist spielt immer wieder sehr interessante Passagen, sein Schlagzeugkollege ist ambitioniert, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück. Etwas mehr lautes Selbstbewusstsein gegen den Strich hätte den Stücken notwendige Wucht und Ausdruck gegeben. So fügt sich eine alternative Schlichtheit ein, die verblüffend zum symphonischen Ton passt. Sänger, Keyboarder und Gitarrist, an der Front und die Macher der Band, geben der Melancholie Süße und Bitterkeit. Solistische Glanzleistungen sind nur marginal eingebracht. Klingt ganz, als hätte die Band Chancen verpasst. Zu dumm! Dennoch ist die Platte angenehm, hat ihre Kraft, ihren Ausdruck. In der dunklen Zurückgezogenheit, in der versteckten Lebendigkeit, die zwischen den Tönen wohlig schaurige Atmosphäre machen.

Volkmar Mantei



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