CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Pure Reason Revolution - Armor Vincitomnia
(45:22, Superball Music, 2009)
Mit "The dark third" lieferten Pure Reason Revolution anno 2007 definitiv eines der viel versprechenden Debüts der letzten Jahre irgendwo im stilistischen Spannungsfeld zwischen Psychedelic / Space / Alternative / Art Rock ab, was ihnen u.a. einen Auftritt beim prestigeträchtigen NEARfest in den U.S.A., aber auch beim WDR Rockpalast bescherte. Mit "Armor Vincitormnia" wagt das englische Quartett nun eine gewisse musikalische Neuausrichtung, da man sich vermehrt aus den 70ern verabschiedet hat und nun mehr auf stampfende, harte Beats und dominanteren, treibende Keyboardeinsatz setzt. Statt Schwerter zu Pflugscharen, heißt es nun Keyboards zu Gitarren. Geblieben sind zwar die typischen, mehrstimmigen Gesangsarrangements, bisweilen vorantreibende von spacigen Gitarrenriffs, aber dennoch hat man sich von verschachtelten Arrangements des Albumdebüts fast komplett verabschiedet, setzt mehr auf direkte, weitaus geradlinigere Kompositionen. Das klingt auf den ersten Eindruck weit weniger spannend als das Material des Vorgängers, aber auch der wesentlich keyboardorientiertere, direkte Ansatz hat durchaus seinen ganz eigenen, mehr neuzeitlichen Reiz. Sicherlich gehen die Rhythmen gut ins beschwingte Tanzbein, ist "Armor Vincitomnia" eine gelungene Verbindung zwischen dem Synthie Rock der 80er und aktuellen Sounds. Wer jedoch mehr auf die floydigen, atmosphärischen Klänge des Vorgängers steht, wird hier weitaus weniger fündig werden. Pure Reason Revolution passen sich geplant oder ungewollt mehr dem aktuellen Zeitgeist an, haben mit diesem Album eine größere Chance, den Geschmack des Mainstream Publikums zu treffen. Doch wer weiß, vielleicht geht es beim kommenden Album wieder in eine ganz andere Richtung. Bis dahin muss man sich wohl mit dieser Neudefinition von Pure Reason Revolution arrangieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009