CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Osanna & David Jackson - Prog family
(70:02, AMS / BTF, 2009)
Die Veröffentlichungspolitik bei Osanna wirkt irgendwie recht undurchsichtig, bisweilen sogar eher suspekt. Dass viele Bands, die bereits in den 70ern aktiv waren, heutzutage bei Liveauftritten fast ausschließlich auf die Klassiker ihrer Vergangenheit zurückgreifen, ist eine Sache. Das Material jedoch mehrfach immer wieder im Studio(!) zu recyclen, ist eine ganz andere Sache. Das aktuelle Studioalbum "Prog family" gehorcht der Devise "Alter Wein in neuen Schläuchen". Während bereits das 2002er Osanna Album "Taka boom" fast ausschließlich alte Klassiker klangtechnisch und inhaltlich runderneuert präsentierte, wurde etwas Ähnliches mit "Prog family" nochmals auf die Beine gestellt. Zu hören bekommt man in erster Linie Material aus den alten 70er Jahre Osanna Alben, sowie mit "There will be time" eine Single aus dem Jahr 1972, "Solo uniti" von der Osanna Nachfolgeband Citta Frontale und zu guter letzt, wenn man schon mal David Jackson an Bord hat, mit "Theme One" auch noch eine Van Der Graaf Generator Coverversion. Trotzdem ist "Prog family" irgendwie doch keine so schlechte Angelegenheit, denn zum Teil wurden die Titel neu arrangiert, vor allem durch David Jackson's Beiträge erheblich aufgewertet und mitunter neu ineinander verwoben. So erweckt das Album eher den Eindruck einer lässigen Jamsession im Studio, bei der einfach die Bänder mitliefen. Zwar sind wie bereits von "Taka boom" gewohnt, wiederum einige recht eigenartige, nicht gerade geglückte Neuerungen zu verkraften, wie der Rapgesang bei "L'uomo" oder der plakativ-platte Rock'n'Roll Einschlag von "Mirror train", trotzdem hat ein Großteil der Klassiker immer noch das Potenzial, in seiner erneuten Einspielung zu überzeugen. Mit jeder Menge weiteren Gästen (u.a. ex-King Crimson David Cross an der Violine, Balletto Di Bronzo Mastermind Gianni Leone an den Keyboards, sowie einem Streichorchester) wurde ebenso die klangliche Palette erweitert und von den Sounds eher auf einen erdigen, analogen Sound ohne moderne Elemente gesetzt. Damit ist "Prog family" eine Art "Best of" mit besserem Sound im Vergleich zu den ursprünglichen Versionen, aber ebenso einigen Veränderungen, die nicht immer zu 100% passen. Welcher Zweck hinter dieser Veröffentlichung steckt, bleibt im Dunklen, immerhin ist die Umsetzung dieses Mal um einiges besser als bei "Taka boom". Die Qualität des Materials von Osanna ist keineswegs von der Hand zu weisen, vielleicht wäre aber doch ein Livealbum die bessere bzw. ehrlichere Wahl gewesen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009