CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Neo-Prophet - Monsters
(62:22, Privatpressung, 2009)

Dieses Album gefällt mir von Mal zu Mal besser. Zunächst war ich etwas skeptisch, da ich mich mit der Art des Gesangsvortrages zunächst nicht anfreunden konnte. Bassist, Sänger und Textschreiber Hans Six bevorzugt nämlich eine etwas gepresste Form des Gesangs, was ich prinzipiell nicht sonderlich mag. An der Qualität des Gesangsvortrages ist nichts auszusetzen, er trifft die Töne, aber ich mag diesen Stil halt - erst mal - nicht. Aber da die dargebotene Musik gleich von Anfang an einen gewissen Reiz ausübte, erhielt das Album recht viele Durchläufe, und in der Zwischenzeit habe ich mich auch mit dem Gesang arrangiert. Zwar erfinden die fünf Belgier den Begriff Prog nicht neu, aber die grob im Neo-Prog-Bereich angesiedelte Musik kommt extrem frisch aus den Boxen. Sie sind nicht wirklich auf Prog-Metal aus, aber sie setzen doch gerne mal ein Ausrufungszeichen durch ein paar kräftige Riffs. Die Gitarre spielt sich zwar nicht besonders in den Vordergrund, setzt aber immer wieder schöne Akzente. Die Tastenarbeit ist ebenfalls sehr gelungen, neben euphorischen Tastenfanfaren gibt es auch balladeske Parts. Keyboarder Sjoerd Bruyneel spielt bei Neo-Prophet in der Tat eine sehr wichtige Rolle, zumal die Kompositionen im Wesentlichen aus seiner Feder stammen. Bisweilen wird Sänger Six noch von Frauen-Backgroundstimmen unterstützt. Das ist sehr gut arrangiert, in "Man without a name" erinnert mich das sogar ein wenig an Pink Floyd. Ganz leichte Marillion Reminiszenzen sind ebenso vertreten, und auf "A lonely one", einem Ausschnitt aus dem sechsteiligen 20-Minüter "The new prophet", erinnert mich das Gitarrenspiel dermaßen an Grobschnitt, dass ich das glatt für Outtakes vom legendären "Rockpommels Land" Album gehalten hätte. Sehr gut auch das flotte "911 pianoid", bei dem - wer hätte das gedacht - das Piano eine wichtige Rolle spielt, und auch "(March of the) Boneless" packt mich gleich beim ersten Hören. Einen Durchhänger mache ich nicht aus, und für ein Debütalbum machen die Belgier einen sehr abgeklärten, routinierten Eindruck - Respekt! Von dem Album ist bei mir mittlerweile richtig viel hängen geblieben, was ein sehr gutes Zeichen ist. Und meine ursprüngliche Antipathie in Sachen Gesang ist mittlerweile auch völlig verflogen. Dieses Album macht schlichtweg Spaß! Neo-Prophet - ein Name, den man sich merken sollte. Klasse Debüt! Und hier noch zwei Links für alle potenziell Interessierten: http://www.neoprophet.com und http://www.myspace.com/neoprophet

Jürgen Meurer



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