CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Millenium - Exit
(52:59, Lynx Music, 2008)
Die polnischen Neoprogger mit englischem Gesang veröffentlichen mit dieser CD ihr achtes musikalisches Werk. Die drei mir bisher geläufigen Erscheinungen "Reincarnations", "Deja vu" und "Numbers and the big dream of Mr.Sunders" sind bei mir musikalisch als Softprogvarianten zwischen Pink Floyd und Pendragon abgespeichert. Ein echtes Problem habe ich zudem mit dem unprofessionellen Gesang von Lukasz Gall, der im Stile eines Sprechgesanges und einem Timbre ähnlich wie dem von Nick Barrett bei mir nicht punkten kann. Erstaunlicherweise singt er auf der Moonrise CD "The lights of a distant Bay" wesentlich gefälliger. Nichtsdestotrotz bin ich neugierig wie, wie sie nun vier Longtracks zwischen zwölf und fünfzehn Minuten inszenieren. Der Gesang, wie gesagt, verhagelt mir schon mal wieder einiges, da er auch bei solch einem Konzeptalbum naturgemäß eine tragende Rolle spielt. Also sind diesbezüglich schon mal ein paar Punkte abzuziehen. Musikalisch bewegt man sich bei ansprechendem Sound und klassisch neoprogressivem Klanggut auf internationalem Niveau, wobei mir immer wieder Pink Floyd und Pendragon durch den Kopf gehen. Es wird auf dieser Scheibe ordentlich musiziert, rockende und "Gilmoureske Gitarrentöne" sowie vielfältiges Keyboardspiel erzeugt, wobei die Rhythmustruppe ein sattes und teilweise lebendiges Grundgerüst liefert. Stimmungen und Rhythmen werden gewechselt, Refrains dringen einem ans Ohr und der Himmel hängt auch schon mal "voller Geigen". Insgesamt ist schon ein keyboardlastiges Klangbild vorhanden, das von überwiegend melodieseligen und atmosphärisch kompakten Tönen beherrscht wird. Schließlich kann sich auch nach mehreren Hördurchläufen bis auf "Road To Infinity" kein weiterer Longtrack überzeugend in meinen Gehirnwindungen einnisten. Lediglich bei diesem Song kommt all das Vorgenannte so gut bei mir an, dass Freude beim Betätigen der Repeat-Taste ausgelöst wird. Außerdem erinnert mich die Schlusssequenz mit einem Lächeln auf meinen Lippen an PFs "Comfortably Numb". Ich empfinde Quidam, Riverside und auch Satellite als musikalisch eigenständiger als Millenium und würde auch anstatt Satellite eher Millenum in die sanftere Neo Prog-Ecke befördern. Interessierte können sich auf der Homepage der Band oder bei Myspace akustisch informieren.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2009