CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
The Low Frequency In Stereo - Futuro
(41:02, Rune Grammofon, 2009)
Eigenbeurteilungen fördern manch skurrile Sichtweisen zu Tage. Auf der Myspace Seite der norwegischen Formation The Low Frequency In Stereo bezeichnen sie ihre musikalische Richtung als "Hawaiian / Experimental / Neo-Soul", auf der eigenen Homepage hat man sich wesentlich prägnanter einfach für "Lo-Fi Post Rock" entschieden. Beide Male liegt man nicht ganz so weit von der Wahrheit entfernt, denn irgendwie ist die bereits 2001 aus der Taufe gehobene Band überall und nirgends zu Hause. Flirtet der archaisch-rockende Instrumental-Opener "Turnpike" mit Quietscheorgel und verzerrten Gitarrenriffs, eindeutig mit dem Psychedelic Rock der späten 60er, so folgt mit "Texas fox" grooviger Indie-Pop mit unschuldig säuselndem Gesang und dröhnender Orgel / Gitarren Begleitung, sowie mächtigen Rückkopplungen. Der Spagat aus heftigen, harten Sounds und geradliniger Pop Ästhetik, ein musikalischer Bogen der von den späten, psychedelisch geprägten 60ern, krautigen 70s Exkursionen bis hinein in die wavigen 80er reicht, zieht sich als roter Faden durch die 8 Titel von "Futuro". So reicht die Spanne vom naiven, indisch angehauchten "Starstruck" und mündet im knapp 9 ½-minütigen Space / Psychedelic Rock Monster "Solar System". Und ausnahmsweise liegt die Plattenfirma gar nicht mal so falsch, wenn sie als Vergleiche Bands wie Can, The Doors, Joy Divison, aber auch die B 52s aufführt. Immer wieder wird der wache Geist der Garagensound-ähnlichen Energie des Proberaums mit intelligenten, niemals oberflächlichen Pop Melodien verschmolzen, aber auch mit geschicktem Minimalismus sachte Dynamiksprünge und Spannungen aufgebaut. Den "Psych-Garage Dronemeisters" ist mit "Futuro" ein prächtiges Werk gelungen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009