CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Long Distance Calling - Avoid the light
(54:54, Superball Music, 2009)

Musik von Ferne, Endlosigkeit, aber keinesfalls Hoffnungslosigkeit. Der recht cinematische Charakter der melancholischen, fast rein instrumentalen Klänge von Long Distance Calling nimmt einen schon nach wenigen Augenblicken gefangen. Die ausschweifend aufgebauten, aber hin und wieder ebenso heftig rockenden Stimmungen überzeugen durch ihre fragile Schönheit, ebenso wie in ihrer erdigen, griffigen Härte. Dies funktioniert in erster Linie durch die harmonische Verbindung der beiden Gitarren mit elektronischen Ambienceklängen, womit ein sehr dichtes, ineinander verwobenes Klangbild entsteht. Dabei geling es dem Fünfer aus dem Großraum Münster zudem, durch Dynamikwechsel und sorgsame atmosphärische Wechsel die Spannung aufrecht zu erhalten. Natürlich schleichen sich in den weit ausholend aufgebauten Stücken gewisse, aber durchaus verzeihbare Längen ein, was sich natürlich schon mal daraus ergibt, dass man eben komplett auf Gesang verzichtet. Dass mit der passenden Vokalleistung noch einmal in eine ganz andere Dimension vorgedrungen wird, macht der Gastauftritt von Katatonia Sänger Jonas Renkse klar, denn "The nearing grave" wirkt noch emotionaler, noch tiefgreifender. Doch ist es natürlich schwierig, genau solch eine, für das eigene musikalische Konzept passende Stimme zu finden. Mit einem spannenden Mix aus heftigen Riffs, gepaart mit der gehörigen atmosphärischen Weitläufigkeit, wird der Bogen von Alternative, Psychedelic, Stoner und Progressive Rock gespannt, ohne dass man sich in der einen, noch der anderen Richtung verliert, da immer eine recht originellen Handschrift durchscheint.

Kristian Selm



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