CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Lobster Newberg - Actress
(56:57, Privatpressung, 2009)
Wo andere Bands auf verkopfte Komplexität setzen, herrscht bei Lobster Newberg lockeres, umverkrampftes, teils humoriges Jam Feeling vor. Dabei kommt die Band nicht einmal von der sonnigen U.S. Westküste, sondern aus Obama "Yes we can" Town Chicago. Der auf der Rückseite der CD im zur Heimatstadt passenden Al Capone Gangster Look abgelichtete Vierer verbindet völlig unkriminell Prog, Pop / Rock, Blues, Jazz und eben Jam Rock auf durchaus originelle, sehr verspielte Weise. Man flirtet heftig mit den 70ern, nimmt gekonnt teils Flöte und Bläser in den Bandsound auf, klingt aber dennoch niemals nach reiner Retro Combo, sondern irgendwie zeitlos und gleichzeitig modern. Vor allem die musikalische Lockerheit macht "Actress" zu einer recht angenehm anzuhörenden Scheibe, ohne dass Lobster Newberg auf die nötigen Ecken und Kanten verzichten. Dabei benötigen die Amerikaner keine opulent gestalteten Epen, bei ihnen ist mitunter in 3-5 Minuten mehr gesagt und an Abwechslung geboten, als man dies von anderen Bands kennt, die mehr auf die ganz großen Gesten setzen. Trotzdem wirkt nichts bei Lobster Newberg zu überfrachtet, auch wenn man ihren Songs als einzigen Makel mitunter anlasten kann, dass teils ein griffiger Hook, eine knackige Melodie fehlt, die sich sofort festsetzt bzw. für den gewissen Wiedererkennungseffekt sorgt. Ganz wie ihre Jam Rock Kollegen von Umphrey's McGee, die anno 2005 mit "Anchors drop" ihr bisheriges Prog Jam Rock Meisterwerk unters Volk brachten, sind Lobster Newberg mit "Actress" auf einem guten Weg, für das Jahr 2009 das entsprechende Äquivalenz Album abzuliefern.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009