CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - The century of self
(53:39, Superball Music, 2009)

Das P-Wort scheint langsam wieder an Bedeutung zu gewinnen und wird eben nicht nur als Verweis auf die 70er verwendet. Nachdem sich Trail Of Dead letztes Jahr vom Major Universal trennten, sind sie in ihrer U.S.-Heimat mit ihrem eigenen Label "Richter Scale" am Start, während man in Europa bei Superball Music eine neue Heimat fand. Losgelöst von irgendwelchen kommerziellen Zwängen bereits die EP "Festival Thyme" eigene Freigeistigkeit, während "The century of self" nun als Longplayer Befreiungsschlag zu sehen ist. Und schon wären wir wieder beim P-Wort, denn beworben wird das Album mit "ein Prog-Album, das weder akademisch noch schmerzvoll klingt." Doch weg vom reinen Schubladendenken, denn auch wenn man am ehesten hier noch eine musikalische Denkweise findet, die an den Freigeist der 70er erinnert, aber nur sehr wenige offensichtliche Prog Verbindungen, so sind Trail Of Dead in erster Linie mit gitarrendominiertem Alternative Rock unterwegs, der wuchtig aus den Boxen dröhnt. Ohne zukleisternde Keyboardkaskaden, dennoch hymnisch und opulent ausgestaltet, aber ebenso mit feingliedrigen Momenten. Dabei klingen The Trail Of Dead mitunter eher britisch, denn amerikanisch - wartet ihr ausschweifender, aber meist sehr direkter Indie Rock zwar ebenfalls mit wunderbaren Melodien und detail-verliebten Arrangements auf, die aber trotzdem nicht offensichtlich nach amerikanisch-positivem Frohsinn klingen Trail Of Dead benötigen nicht epische, groß angelegte Einfälle, sie bringen lieber alles wesentlich fokussierter, riff-orientierter auf den Punkt. Ob man damit bei der eher kleinen Prog-Gemeinde für Aufmerksamkeit sorgt, darf angezweifelt werden, doch darauf sind die Texaner nicht angewiesen, da sie sich schon lange ihr eigenes Publikum erspielt haben.

Kristian Selm



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