CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Fruupp - Future legends
(47:21, Esoteric Recordings, 1973)
Fruupp - Seven secrets
(45:44, Esoteric Recordings, 1974)
Fruupp - The prince of heaven's eyes
(48:36, Esoteric Recordings, 1974)
Fruupp - Modern masquerades
(48:57, Esoteric Recordings, 1975)
Im Rock und Popbereich haben Bands bzw. Interpreten aus Irland respektive Nordirland, wie z.B. U2, Thin Lizzy oder Rory Gallagher einige Erfolge vorzuweisen. Im Progressive Rock hingegen sieht es eher mau aus. Eine Band, die in den 70ern die Fahne für diese Musikrichtung hochhielt, waren die im Sommer 1971 aus der Taufe gehobenen Fruupp, deren Alben jetzt komplett bei Esoteric Recordings mit Bonusmaterial wiederaufgelegt wurden, nachdem bereits Mitte der 90er bei See For Miles Records ihre Alben in leicht gekürzten Versionen erschienen waren. Mit ihrer Mischung aus sinfonischem Progressive Rock und keltischem Folk spielte die vierköpfige Formation einige ansprechende Alben ein, der ganz große Durchbruch blieb ihnen jedoch trotz massenhafter Auftritte, sowie Support Aktivitäten für u.a. mit Queen, Supertramp, E.L.O., Focus bzw. Hawkwind leider verwehrt. Das Debüt "Future legends" erschien ursprünglich 1973 auf dem Dawn Label und beginnt mit dem gerade mal 1½-minütigen, ausschließlich von Streichern getragenen Titelsong recht klassisch. Doch danach geht die Reise wesentlich mehr in den typischen Progressive Rock Bereich und Fruupp verbinden sinfonische Elemente mit 70er Jahre Rockelementen, hin und wieder klassischen, ganz leicht jazz-rockigen Einflüssen und der nötigen Verspieltheit, aber ebenso hard-rockender, Rock'n'Roll verbundener Direktheit. Gerade Letzteres führt dazu, dass einige Songs trotz Druck und Power etwas zu simpel ausgefallen sind, man eben nicht nur abwechslungsreiche Kompositionen mit Tiefgang geboten bekommt. Doch da diverse hörenswerte Momente mit dynamischem, emotionalem Songaufbau aufblitzen, liefern Fruupp bereits mit ihrem Debüt ein mehr als ordentliches erstes Statement ab. Weniger als ein Jahr nach ihrem Debüt legten Fruupp 1974 gleich doppelt nach. "Seven secrets" setzt noch mehr auf die sinfonische Schiene und präsentiert insgesamt eine inhaltlich ausgewogen agierende und in sich geschlossene, auf ihre Stärken berufend wirkende Formation. Zudem gelingt der Band durch diverse Dynamikwechsel, leicht verspielte Arrangements, u.a. mit gelegentlichem Oboen-Einsatz und moderatem Bombast eine atmosphärisch stimmige Vielfalt, die über weite Strecken zu gefallen weiß. Fruupp beherrschen das Spiel aus fragilen Folk Passagen, eindringlichem Orgel Rock und sinfonischer Weitläufigkeit, die sie mit dem richtigen Maß an inhaltlicher Verspieltheit würzen, auch wenn die zweite Hälfte des Albums qualitativ abfällt. Welch inhaltlicher Wechsel nur ein paar Monate später. Auf ihrem dritten Album haben die Nordiren ihren Schwung und die Virtuosität deutlich zurückgenommen, dafür wirkt vieles auf diesem Konzeptwerk wie aus einem elegisch-sinfonischen, wenn auch mitunter etwas zu zuckersüßen, Guss, der vor allem auf Tasten und Gesang setzt. So gehen die Tracks von "The prince of heaven's eyes" zwar gut und melodisch geerdet ins Ohr, doch kann man der Band auch zum Teil eine etwas leicht weichgespülte, bisweilen auch etwas langweilig wirkende Naivität und spielerische Leichtigkeiten vorwerfen. Trotzdem lieferten Fruupp mit diesem Album ihr kommerziell erfolgreichstes Werk ab, was zudem durch eine überaus erfolgreiche Tour im Jahr 1974 unterstützt wurde. Augenscheinlich traf man mit dem Mix aus Eingängigkeit und sinfonischem Anspruch genau den richtigen Nerv jener Zeit. Auf ihrem letzten Album verabschieden Fruupp sich etwas von der Süßlichkeit des Vorgängers, erinnern in einigen elegischen Passagen sogar etwas an Camel. Trotzdem ist "Modern masquerades" immer noch eine Spur geradliniger und weniger verspielt als die ersten beiden Alben der Bandhistorie geraten. Während das Quartett aus Belfast zu Beginn immer noch mit einigen bombastischen Augenblicken und spannenden Wendungen aufwarten konnte, ist dies auf ihren anderen Alben einer professionellen Melodiosität gewichen. Schlecht ist "Modern masquerades" keineswegs und auch noch mal eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger, dennoch fehlt dem leicht traurig klingenden Album der letzte Tiefgang bzw. Überraschungsmoment. Alles in allem aber trotzdem ein würdiges Abschlussalbum der Karriere von Fruupp. Einmal mehr haben Esoteric Recodings mit Fruupp einen recht interessanten Vertreter der 70er wieder ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Leider fehlt es der Band hin und wieder an den finalen Ideen, die ihr zu mehr Aufmerksamkeit verholfen hätte. Trotzdem: für den Sammler und Entdecker von 70er Jahre Alben sind nicht nur allein wegen der wie immer vorbildlichen Aufbereitung von Esoteric Recordings vor allem die ersten beiden Alben mehr als einen Anhörer wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009