CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Frames - 124EP
(34:05, Privatpressung, 2008)
Sich Zeit zu lassen, kommt in der heutigen, recht hektischen Zeit fast schon einem Anachronismus gleich. Auch einige Bands werden von dieser unsäglichen Hektik gepackt und veröffentlichen vorschnell halbgare Alben im Eigenvertrieb, statt erst einmal die Songs reifen zu lassen bzw. ein ordentliches Demo zu produzieren. Die aus Hannover kommenden Frames wählten so etwas wie den goldenen Mittelweg. Im Herbst 2007 gegründet, legten sie im Sommer 2008 mit "124EP" ein knapp 34-minütiges Minialbum vor, dem man deutlich anmerkt, dass das Material Raum zum Atmen bekam und nicht einfach hopplahopp auf digitalem Tonträger landete. Erst im Dezember 2008 feierte das Quartett im Rahmen eines Bandcontests seine Livepremiere und fuhr gleich den Gesamtsieg an - ein hoffnungsvoller Start also. Stilistisch legt man sich nicht eindeutig fest, da hier zwar Elemente aus gitarrenbetontem Post und Alternative Rock prägend sind, aber ebenso Art / Progressive Rock Einflüsse, wie auch härtere Riffs im rein instrumentalen Mix der Norddeutschen zu finden sind. Zusammengehalten wird diese dennoch sehr harmonische Verbindung vor allem durch sehr viel Atmosphäre und tiefgründiges Gefühl, sowie wunderbare, leicht verträumt-melancholische Melodiebögen. Zudem liefert der geschmackvoll ausgewählte Tasten-Unterbau mit Synthies und Orgel eine mehr als passende Ergänzung zu den sich oftmals auftürmenden Gitarrenakkorden. Doch während gerade im Post Rock Bereich oftmals Langsamkeit und träge Dynamikwechsel prägend sind, agieren Frames tempomäßig etwas flotter und kommen ebenso in der Songentwicklung viel schneller auf den Punkt. Ein überaus gelungenes erstes Statement, von dieser Band wird man in Zukunft hoffentlich noch mehr hören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009