CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Fractal - Sequitur
(66:27, Privatpressung, 2009)
Mit den ersten kurzen, sehr flüchtigen Höreindrücken auf der myspace Website, sowie dem Opener "Ellipsis" stopft man Fractal unweigerlich in die moderne King Crimson Schublade. Gitarrenläufe, Atmosphäre und Sounds, sowie das Miteinander bzw. Gegeneinander von Melodien und Rhythmus wirken doch sehr stark der seit Mitte der 90er aktiven Inkarnation von Robert Fripps musikalischer Version angelehnt. Tja, ein klarer Fall von zu vorschneller Eigenbeurteilung. Zwar bleibt der crimsoneske Unterton im weiteren Verlauf der CD deutlich hörbar bestehen, doch mit harten Riffs, weichen Gesangsmelodien und instrumentalen Experimenten bewegt sich der Vierer aus dem sonnigen Kalifornien weitaus mehr in Richtung Eigenständigkeit, als nur als reiner Klone zu agieren. Fractal setzen eben nicht nur auf berechnende Mathematik in der Musik, sondern die emotionale Note, sei es nun mit knochentrockenen Gitarrenattacken oder Rotzigkeit aus dem Bauch heraus, aber ebenso sind wunderschöne Melodien alternativer, amerikanischer West Coast Prägung ein integraler Bestandteil der Musik der Quartetts. In den reinen Instrumentaltiteln bzw. den ausgiebigen Instrumentalparts hingegen wird recht deutlich in Richtung der typischen Gitarreninteraktion von Robert Fripp und Adrian Belew geschielt, doch meistens kriegt man noch die Kurve, um eben nicht nur als simple Kopie durchgehen zu müssen. Fractal nehmen stellenweise Düsternis und Melancholie zurück, schielen zwar nicht nur nach dem scheinbar ewigen kalifornischen Sommer, aber trotzdem ist mitunter eine gewisse Leichtigkeit und ansteckende Lebenslust hör- und spürbar. Auf der anderen Seite sorgen ambient-artige Klanglandschaften, avantgardistische, nicht immer leicht verdauliche Soundexperimente und interessante Klangfragmente dafür, dass dunkle Töne und schleichende Traurigkeit Einzug halten. "Sequitur" kann damit vom Grundansatz einige Pluspunkte aufweisen, für den großen Paukenschlag fehlt es aber noch an den letzten, finalen Details. Trotzdem: Daumen nach oben für dieses feine Album, das im schmucken Digi-Pack im Selbstverlag vertrieben wird. Einfach mal auf der myspace Seite der Band für den eigenen Eindruck vorbeihören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009