CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Fear Of Flying - Fear Of Flying
(52:24, Privatpressung, 2008)
Hier haben wir mal wieder ein typisches Beispiel für eine CD, bei der man nicht schon nach den ersten beiden Songs eine Genreschublade öffnen sollte, wo man die Scheibe gedanklich einsortiert. Denn die Metal- und Rockrhythmen von "Someday" und "Hard Times" mit geradliniger Songstruktur, einigen netten Ausflügen von Gitarre und Keyboard mit auch mehrstimmigem Gesang ließen meine Hörfreude schon sinken. Mit dem Instrumental "Premonition" begibt sich die amerikanische Band allerdings dann in den progressiv-sinfonischen Sektor mit feinen Rhythmuswechseln und flotter Instrumentenbehandlung, wobei ein gekonntes Gitarrenspiel in der Art des Rush Gitarristen Alex Lifeson die Nummer krönt. Bei der weiteren Hörreise führen uns die vier Musiker aus dem Saratoga County des Bundesstaates New York nun eindeutig durch das neoprogressive Genre, wobei schon mal rockige Klänge eingefangen werden. Wenn man mal von den acht Minuten der beiden Eröffnungsnummern absieht, wird einem auf den folgenden 44 Minuten ein hörenswerter Mix von Bands wie den deutschen Martigan, Genesis während der "Trick of the Tail" und "Wind and Wuthering" Phase, Pendragon, Saga und einer Prise Rush geboten. Zu den keyboardlastigen Melodien werden immer wieder sowohl gefühlvolle als auch flinke Gitarrenläufe im Stile von Steve Hackett und Alex Lifeson eingeflochten. Bis auf ein paar holprige Übergänge bei der instrumentalen Ergänzung hört sich die Musik flüssig und gereift an. Es gibt auf der CD insgesamt drei Instrumentalnummern, die für mich auch zum Besten auf der Scheibe gehören. Schade ist allerdings, dass die Produktion inklusive der Abmischung zu wünschen übrig lässt. Obwohl Schlagzeuger Tom Occhiogrosso ordentlich seine Felle und Becken bearbeitet, hört sich der Schlagzeugsound schon mal blechern an. Außerdem sind die mehrstimmigen Gesänge sowie vereinzelte Soloausflüge manchmal in den Hintergrund gemischt und der Sound der Scheibe insgesamt äußerst Mitten betont. Wer sich allerdings von diesen Soundkriterien nicht beeindrucken lässt und lieb gewonnenen Sinfonikprog, wie er seit den 70er Jahren gespielt wird, immer mal wieder gerne hört, sollte den Soundbeispielen bei Myspace eine Chance geben.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2009