CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

EidÔloN - Dreamland
(52:44, Musea, 2009)

Mit "Dreamland" veröffentlichen drei Freunde der französischen Musikhochschule in Reims nach Gründung ihrer Band im Jahre 2004 ihr Debütwerk im Jahre 2009 standesgemäß über das französische Label Musea. Auf Grund ihrer unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen von klassischem Piano sowie Musiktheorie (Keyboarder und Gitarrist Thomas Nguyen), elektroakustischer Musik mit Musikgeschichte (Violinist und Bassist Pierre Boulonne) sowie klassischem Jazz (Schlagzeuger Noé Lahaye) darf hier wohl mit entsprechendem musikalischen Inhalt gerechnet werden. Als konzeptionelle Grundlage für ihre musikalische Inszenierung bedienen sich die Franzosen des Gedichtes "Dream-Land" von Edgar Allen Poe aus dem Jahre 1844. Ähnlich der effektvollen Einleitungen der vertonten Geschichten von Edgar Allen Poe durch das The Alan Parsons Project führen Eidôlon auch mit gesprochenen Worten, Naturgeräuschen und künstlichen Lauten in den ersten Teil ihrer musikalischen Geschichte ein. Außerdem erinnert der Erzähler auf der CD an David Hemmings von Rick Wakemans "Journey to the center of the earth". Schließlich wird das über sechsminütige Eröffnungsstück mit groovy-krautigen Rhythmen und einem äußerst gewöhnungsbedürftigen Gesang beendet. Leider stellt sich im Verlauf des 53minütigen Werkes heraus, dass hier der große Schwachpunkt von Eidôlon liegt, da die englischen Gesänge der drei Protagonisten im Bereich des krautigen Undergrounds verwurzelt sind und doch fast abschreckend auf mich wirken. Instrumental-musikalisch wissen sie aber immer mal wieder zu gefallen, obwohl ihnen auch hierbei eine gewisse Krautigkeit mit Independent-Flair nicht abzusprechen ist. Neben einigen rockig-groovenden Elementen gibt es viele atmosphärische Wellen im Stile des späten 60er und frühen 70er Jahre Psychedelic-Prog zu hören, so dass oftmals Erinnerungen an Pink Floyd aufkommen. So ist der zweite Teil (und Longtrack) des "Traumlandes" von Bassläufen, wie bei "One of these days" mit zusätzlich reichlich sphärischen Effekten - passend zu einem Trip - gekennzeichnet. Anschließend werden elektronische Wellen erzeugt, die wiederum ohne weiteres zum Soundtrack von "2001: Odyssee im Weltraum" oder der Musik von Philip Glass gehören könnten. Außerdem sind öfters Hammondorgel-Klänge sowie Mellotron-Laute zu vernehmen, die mit E-Gitarrensound garniert werden. Ein weiteres Merkmal der Musik auf "Dreamland" sind auch einige Ausflüge in die klassische Musik, die vor allem durch das Violinenspiel von Pierre Boulonne sowie der vier Gastmusiker an weiteren Streichinstrumenten geprägt ist. So hat diese Edgar Allen Poe Vertonung für Psychedelic-Proggies mit klassischen Touch und künstlerischer Ader bestimmt ihre Reize, wobei für mich sowohl beim Gesang als auch bei der instrumentalen sowie kompositorischen Gesamtinszenierung Steigerungsbedarf für den nächsten Output vorhanden ist.

Wolfram Ehrhardt



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