CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Alice - Viaggio in Italia
(55:11, NuN Entertainment, 2003)
1981 gewann Alice mit "Per Elisa" das prestigeträchtige Pop-Festival in San Remo und vor allem ihre spätere Zusammenarbeit mit Cantautore Franco Battiato brachte ihr den entsprechenden Erfolg. In der Folgezeit heimste sie ebenso in unseren Breiten einige Charterfolge ein (u.a. "Una notte speziale", sowie "Zu nah am Feuer", einem Duo mit Stefan Waggershausen). Doch der Pop Ruhm verflog recht schnell und so begann Ende der 80er der kommerzielle Abstieg. Einige Comeback Versuche scheiterten (u.a. ein eher niederschmetternder weiterer Start beim San Remo Festival), so dass sich die Sängerin, die eigentlich mit bürgerlichem Namen Carla Bissi heißt, anno 2003 entschloss, ihrer ungeschminkten musikalischen Passion zu folgen und bei einem kleineren Independent Label anspruchsvolle Pop Musik herauszubringen. Das klingt natürlich auf den ersten Blick wenig spektakulär und schon tauchen die imaginären Fragezeichen auf, was dies nun in dieser Gazette zu suchen hat. Die Auflösung folgt sofort, denn "Viaggio in Italia" enthält nicht nur einfach 14 anspruchsvoll und sehr zeitgemäß arrangierte Pop Perlen, die nicht nach irgendwelchen schnellen Chart Erfolgen schielen. Alice nahm sich vielmehr diverser Fremdkompositionen an (u.a. von den italienischen Liedermachern Franco Battiato, sowie Fabrizio de André, der u.a. mit P.F.M. zusammenarbeitete) und holte sich zudem recht namhafte, in Prog Kreisen nicht gerade unbekannte Unterstützung mit ins Boot. So verfeinert nicht nur Jakko Jakszyk (u.a. Sänger / Gitarrist bei der King Crimson Revivalband 21st Century Schizoid Band) einige Songs, sondern auch der sardische Jazz-Trompeter Paolo Fresu ist mehrfach zu hören. Besonders erwähnenswert sind jedoch die englisch-sprachigen Duette mit No-Man Sänger Tim Bowness, mit dem die Italienerin sowohl den Syd Barrett Song "Golden hair", wie auch absolut kongenial den King Crimson Klassiker "Islands" geschmackvoll in aktuelle Gefilde transportiert. Es ist nicht nur die ausdrucksvolle und sehr emotionale Stimme Alices, die dieses Album beherrscht, im Gegensatz zu ihren früheren Pop Ausflügen durchströmen die Songs von "Viaggo in Italia" eine geradezu zeitlose Schönheit, wobei natürlich besonders die überaus gelungenen Coverversionen für ein erhebliches Aufhorchen sorgen. Ein sehr entspanntes Pop Album der absolut gelungenen Art.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009