CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Daedalus - The never ending illusion
(57:14, ProgRock Records, 2008)

Der erste Track weiß noch nicht, wie er sich entscheiden soll. Die Synthesizer-Figur könnte zu Techno, Dancefloor, zu Electronic, Symphonic Pop oder weiß was werden. Aber mit Song zwei ist alles klar: Daedalus sind Prog Metal, die Einführung zeigt ihre eingängige Seite, die hin und wieder im metallisch harten Ton der Songs aufschlägt. Daedalus gehören nicht zu den Frickel-Bands der Szene. Ihr Vorbild ist schnell ausgemacht. Deutlich ist zu hören, im Gesang, im Gitarrespiel, in den Keys und in den Schlagzeugbreaks, und gar in einigen Arrangements und Refrains kommt es durch, dass die Italiener ihrem Vorbild Dream Theater mit allem, was sie können, nacheifern. Handwerklich hat der Fünfer es perfekt drauf. Alle wissen ihre Instrumente herausragend zu spielen, ihr Spiel ist virtuos und lebendig, die Songs haben Druck und Charakter, gehen schnell ins Ohr und keilen sich dort mit technischen Haken und Ösen ein. So gut die Songs laufen - und einige haben es echt drauf, haben witzige, mitreißende instrumentale Ideen in rasanter Geschwindigkeit, sind schön gespielt, einfach toll zu hören. Doch insgesamt wirkt das Album seelenlos und kalt. Die 9 Songs nach dem Intro sind liedhaft, auf Gesang und Refrain konzentriert, ohne jedoch ihre instrumentale Seite zu vernachlässigen. Da sind, wie gesagt, stets kleine, kleinste, große und großartige Ideen zu hören. Zwar gibt es kaum Gitarrensoli oder längere Instrumentalausflüge, was jedoch zu hören ist, macht Eindruck. Und es ist angenehm, mal eine Prog Metal-Combo dabei zuzuhören, wie sie ihre Songs mit Druck und Würze ausstattet, ohne auf Länge zu trimmen, wie das in zumindest einem Song stets üblich und angestrebt ist (was hier Länge ist, hat auch instrumentale Berechtigung). Dennoch, in den Gesangsparts wirkt die Band kalt und aalglatt. Partiell habe ich den Eindruck, dass die Jungs einen auf Prog Metal machen. Gucken, was geht. "Lieder auf Prog Metal". Letztlich ist "The never ending illusion" - was für ein Titel - doch viel mehr, der Eindruck jedoch hat mich kalt erwischt und lässt mich nicht mehr los.

Volkmar Mantei



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