CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Brave - Lost in retrospect
(69:34, Femme Metal Records, 2009)
Zunächst fällt bei dieser amerikanischen Prog Metal Band Michelle Looses klare und wandlungsfähige Stimme sehr positiv auf, die mich vom Ansatz her immer wieder an Alanis Morissette erinnert. Instrumental wird Michelle von Scott Loose (Gitarre), Trevor Schrotz (Schlagzeug), Suvo Sur (Geige, Keyboards, Piano), Ben Kelly (Bass) und Matt Kozar (Gitarre) unterstützt. Übrigens hat es sich das Label Femme Metal Records zur Aufgabe gemacht sich um Bands zu kümmern, bei denen Frauen in der einen oder anderen Weise den Ton angeben. Ziemlich originell klingt die meist sehr präsente Geige, die sich des öfteren solistische Duelle mit der Gitarrenfraktion liefert - ein Soli-Zuschlag, wie man sich ihn nur wünschen kann. Das technische Level aller Musiker ist hoch, aber keine Angst, an patchworkartigen Kompositionen und solipsistischem Geschrubbe ist niemandem gelegen. Was durchgängig im Vordergrund steht, ist der stimmige Verlauf der Stücke und so sollte es auch bei Prog Bands sein, die etwas auf sich halten. Obwohl meist mit etlichen Breaks und Tempowechseln versehen, wohnt den Elaboraten von Brave eine mitunter schon als lyrisch zu bezeichnende Epik inne und lässt einige von ihnen zu regelrechten Hymnen wachsen. Die Arbeit des Rhythmusgespanns gefällt mir außerordentlich gut, denn Bass und Schlagzeug stricken gelegentlich ziemlich komplexe Muster, ohne dass dies vordergründig zu hören ist. So macht Frauenpower Spaß, denn hier ist von emanzipatorischer Bemühtheit keine Spur zu bemerken. Bei "Lost in retrospect" handelt es sich, wie der Titel schon andeutet, um eine überaus gelungene Retrospektive auf die vergangene Dekade im Schaffensprozess von Brave.
Frank Bender
© Progressive Newsletter 2009