CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Blind Ego - Numb
(68:40, Red Farm Records, 2009)

Was vor rund 2 Jahren als erstes Soloalbum des RPWL Gitarristen Kalle Wallner begann, hat sich zwischendurch nicht nur zu einem kurzfristigen Liveprojekt gemausert, mit "Numb" folgte zudem überraschend schnell der zweite Streich. Dabei sind teilweise "alte Bekannte", wie ex-Arena Frontmann Paul Wrightson, sowie Bassist John Jowitt wieder mit von der Partie. Zudem wurden gleichfalls andere Musikerkollegen zur Blutauffrischung eingeladen, wie u.a. Sylvan Bassist Sebastian Harnack, Schlagzeuger Michael Schwager (Dreamscape), sowie bei einem Track der ex-Sepultura Drummer Iggor Cavalera. RPWL Kollege Yogi Lang produzierte nicht nur diese Scheibe, sondern steuerte gleich noch ein paar Background Vocals bei. Auf Keyboards hingegen wurde vollständig verzichtet. Bereits der Vorgänger "Mirror" war eine stilistisch recht breit gefächerte Angelegenheit, "Numb" ist vom Grundsatz her wesentlich rockiger und straighter ausgefallen und damit noch mehr auf Gitarre, sowie eindringliche Beats, Rhythmen und Riffs zugeschnitten. Trotzdem sind 11 Tracks keineswegs nach dem gleichen Strickmuster aufgebaut, denn natürlich wird hier mit verschiedenen, sehr unterschiedlichen Einflüssen gearbeitet, wechseln kernige Gitarrenakkorde mit mehr elegischer Griffbrettarbeit, sowie akustischer und elektrischer Saitenbearbeitung ab. Auch wenn die grundlegende Schlagseite Richtung modernen, keinesfalls platten Rock & Hard Rock nicht von der Hand zu weisen ist, so dürfen ebenso die sinfonischen, ausladenden Parts nicht fehlen, weswegen eben einige Tracks auch mal länger als 6 Minuten ausfallen. Trotzdem ist der Grundansatz weit weniger verspielt und "Numb" viel mehr im erdigen Rock verwurzelt, als dass man hier sinfonische Fragilität erwarten sollte. Vieles auf "Numb" zielt mehr auf Rhythmus und Angriff auf die Magengegend, gleichzeitig schleicht sich mehr unterschwellig jene fein dosierte Verspieltheit ein, die dieses Werk eben doch nicht zu einem simplen, aber guten Dampfhammer Rockalbum verkommen lässt. Mit diesem Album entfernt sich Kalle Wallner sicherlich recht weit von seiner Stammband RPWL, aber genau darum geht es eben doch auch auf einem Soloalbum. So überzeugt "Numb" als durchaus abwechslungsreiche, fett produzierte, aktuelle Rockscheibe mit sinfonischem, zuweilen leicht floydigen Grundcharakter.

Kristian Selm



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