CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Votum - Time must have a stop
(51:13, ProgRock Records, 2008)
Was in den Neunzigern Holland war, ist nun Polen. Seit langem schon. Neo Prog Land. Nirgends sind Songs leiser, sanfter, tiefgründiger, romantischer, zarter. Doch die polnische Szene ist dunkler als es die holländische je war. Technisch besser, kraftvoller, dynamischer, ja komponierter, einen großen Zacken wilder und herzhafter, als würde das Herzblut nur pulsieren, wenn die Verausgabung an die eigenen Songs von größter Innigkeit und Intensität ist. Votum haben dezent Metal im Blut, ihre symphonischen Epen sind saftiger als üblich, ihr Rhythmusgeflecht virtuoser, druckvoller und längst nicht typisch. Die Weite der symphonischen Epik ist ausgeprägter, alles wirkt echter und leidenschaftlicher. Und doch erfindet die Band, deren "Time must have a stop" perfektes Beispiel ist, das Genre nicht neu, sondern fügt sich ihm an. Der zackige Biss hat Farbe, die elektrischen Spielereien Witz, die schwere Laszivität der romantischen Weite symphonische Dichte. Alles ist möglich. Poppige Leichtigkeit, neoprogressive Epik, metallische Kanten. Gut komponiert, überraschend arrangiert, kraftvoll intoniert. Hier ist eine Band, die entdeckt und gefördert werden will. Und muss. Nix stereotyp. Ganz und gar lebendig und impulsiv!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009