CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
VIII Strada - La leggenda della grande porta
(53:38, Maracash Records / Venus, 2008)
Selbst in der freien Übersetzung hat die italienische Sprache immer noch ihre ganz eigene Poesie. So klingt bereits die Umschreibung bei VIII Strada (=Ottava Strada) wie Musik in den Ohren: "Eine musikalische Werkstatt, in der Harmonien, Sounds und Wörter zusammengefügt werden, um Songs zu erschaffen, deren wesentliches Ziel es ist, einen Gemütszustand zu transportieren und Emotionen mit dem Zuhörer zu teilen." Zack - das sitzt! VIII Strada kommen aus Mailand und halten ganz unverhohlen die Fahne für den Italo Prog der 70er hoch. Doch um nicht leidlich als weitere Retro Combo zu verstauben, kommen noch eine ganz gehörige Portion Tempo und leicht modernisierte Sounds, sowie härtere Riffs hinzu, ohne dass die Band in den Metal Bereich abzurutschen droht. Mit viel überschäumendem, aber niemals peinlichem Pathos, jeder Menge ausladender südländischer Emotionen und Gesten gelingt hier eine euphorische Mischung, die in dieser Form eben nur aus Italien kommen kann. Doch ist es vor allem die rohe Rockenergie, die verspielte sinfonische Power, die dem Material von VIII Strada einen gewaltigen Tritt in den Hintern verpasst, wie man ebenso gerne etwas Bombast und überschwängliche Gesangsmelodien einstreut, dafür auf zu viel ruhige Momente verzichtet. Immer wenn man meint, dass die Band bereits in den höchsten Tönen tremoliert, am eigenen Limit agiert, wird gerne noch eine Schippe bzw. kleinere Dynamiksteigerung mehr draufgelegt, so dass hin und wieder fast der Eindruck entsteht, als ob sich hier gleich alles emotional überschlägt. Egal, gehört eben einfach dazu und muss so sein. Dass dies alles nicht komplett neu oder innovativ anders ist, scheint zweitrangig. Denn wer mit dermaßen ehrlicher, mitreißender Überzeugung sein Songmaterial einspielt und präsentiert, hat einfach gewonnen. Dieses Album macht von Anfang an einfach Spaß, gewinnt bei jedem Hördurchgang noch mehr hinzu, sofern man eben auf plakative, dennoch gut gemachte Retro Klänge aus Bella Italia steht. Eine der lohnenswerten Entdeckungen der letzten Zeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009