CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Claire Vezina - Cyber Neptune
(48:37, Unicorn Digital, 2009)

Schöner Beginn. Verträumte Pianoperlen, wuchtige Keyboardsymphonie, druckvoller, schwer, fetter Rhythmus. Räumlicher Klang, weit ausholendes Thema, selbstbewusst und kraftvoll. Wie ein Motor mit 500 PS. Diese Energiequelle wird nie versiegen. Die zweieinhalb Minuten sind zu schnell verflogen. Die Band ist noch nicht warm gespielt, da ist sie schon im zweiten Track. Claire Vezina, die Piano, Orgel, Fender Rhodes und, hinreißend!, Wurlitzer Piano spielt, hat eine eingängige Stimme. Nicht die Refrains allein sind liedhaft. In den Gesangslinien ist Leben und Farbe, leicht und einschmeichelnd ihre Intonation. Die technisch progressive Basis, ohne größere Komplexe, ohne erwähnenswerte Instrumentalpassagen, schwebend, symphonisch, wie ein weicher Teppich, eine lichte Tapete, ein letzter Nebelhauch vor dem heißen Sonnentag, ist eine fabelhafte Begleitung für diese liedhaften Songs. Das ist nicht wirklich Pop, eher Rock, und auch das wieder nicht. Ihre Kompositionen haben Tiefe, ihre Begleitung Phantasie, ihre Stimme Klang. Wer auf progressive Liedhaftigkeit setzt, auf den Klang echter Instrumente in anspruchsvollem Spiel, wird die Songs, die CD, Claire Vezina lieben. Letzteres sowieso.

Volkmar Mantei



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