CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

TEE - The earth explorer
(47:17, Poseidon / Musea, 2009)

In den Zeiten vor Internet und Emails schien Japan ein weit entferntes Land und CDs aus Nippon waren nicht nur schwerlich und teuer zu beschaffen, sondern die ganzen unverständlichen Schriftzeichen auf den Alben übten ebenfalls einen gewissen Reiz auf das Sammlerherz aus. Und heutzutage? Zwei kurze Emails quer über Kontinente, Ozeane und diverse Zeitzonen und schon bekommt man von einer bis dato nicht bekannten japanischen Band nach einigen Stunden einen Link zu einem Downloadverzeichnis geschickt und hat ruckzuck deren komplettes Album plus Artwork zur Rezension auf dem Rechner. Ist zwar praktisch, aber irgendwie geht dabei doch der nostalgisch verklärte Jäger- und Sammlertrieb verloren, weil heutzutage fast alles recht schnell zugänglich ist. Und: Downloads ohne einen physischen Datenträger sind irgendwie uncool. Aber vielleicht bin ich diesbezüglich eben ein ewig Gestriger... Lange Vorrede, deswegen gleich zu TEE, einer Formation aus Tokio, die seit 2005 existiert. Man begann ursprünglich unter dem Namen "Euro Express" als reine Coverband europäischer Progbands wie z.B. PFM oder Area. Doch schon bald fiel die Entscheidung, ausschließlich auf eigenes Material zurückzugreifen, ohne jedoch den "europäischen" Sound aus den Augen zu verlieren. Dem Quintett in der Besetzung Flöte, Keyboards, Schlagzeug, Bass und Gitarre gelingt es wirklich perfekt, die eigenen japanischen Wurzeln sowohl von der Herangehensweise, wie auch im Sound, komplett bei Seite zu wischen und sich meist melodisch verspieltem, hin und wieder vertracktem 70er Jahre Progressive / Sinfonic Rock mit leichter Jazz Rock Schlagseite und orientalischem Folk zu widmen. Vor allem die Flöte nimmt als prägendes Führungsinstrument einen sehr großen Raum ein, während TEE spielerisch immer dann am Besten wirken, wenn es mal etwas weiter weg vom rein harmonischen Sound geht. Kompositorisch fehlt es hingegen noch an den echten Überraschungen, bleibt man im Arrangement zum Teil einfach noch zu brav. Da die Grundrichtung jedoch gar nicht mal so schlecht gewählt ist und stellenweise sehr gut zu erkennen ist, was hier noch möglich ist, gelingt vielleicht mit dem nächsten Album ein weiterer Schritt nach vorne. Hörbeispiele liefert hier mal wieder die MySpace Seite und da der Vertrieb u.a. über Musea und CDBaby erfolgt, ist es ebenso recht einfach, diese CD käuflich zu erwerben.

Kristian Selm



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