CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
The Source - Prickly pear
(48:07, Privatpressung, 2009)
Der neue Silberling der jungen amerikanischen Band The Source klingt reichlich ausgereifter als ihr vorheriges Album. "Prickly pear" steckt zwar wieder voller Anklänge an den Yes-Progrock der 70er Jahre, sowie an den Beatles-Pop der 60er Jahre, doch ist das Ganze viel durchdachter komponiert und handwerklich um einiges gekonnter umgesetzt. Der Yes-Einfluss liegt im Wesentlichen an der Gitarrenarbeit von Harrison Leonhard, der im typischen Steve Howe-Stil fast alle fünf Stücke im Alleingang bestimmt. Der Sologesang ist recht hoch, aber dennoch sehr sauber und unaufdringlich, was ebenfalls ideal ins Gesamtbild passt. Ansonsten genießen wir schöne Harmoniegesänge, die aber ab und an für einen poppigen Abgang sorgen. Die Kompositionen balancieren zwischen Form und Unregelmäßigkeit. Man agiert niemals grell, laut oder schrill, sondern äußerst kultiviert, und voller Gefühl für harmonische Spannungen. Trotz der zum Teil komplexeren Songstrukturen, mit etlichen Breaks und Verwinkelungen dominieren sanfte Melodien und Harmonien, die sich locker-flockig im Ohr festsetzen. Da kommen einem Namen wie Moon Safari oder Moth Vellum in den Sinn. Dennoch fehlt es mir über die Gesamtspielzeit an aggressiven Gitarren- oder Schlagzeugfetzer, um den in der Länge etwas sanft dahinschaukelnden Parts mehr Explosivität zu verleihen. Ein insgesamt solides Album, das im Großen und Ganzen viel Spaß macht.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2009