CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Derek Sherinian - Molecular heinosity
(39:48, InsideOut, 2009)
Zunächst etwas skeptisch ging ich an Sherinians neuestes Output heran, da mich seine letzten drei Alben nicht eben vom Hocker gerissen haben - mein persönliches Topalbum ist und bleibt "Inertia" von 2001. Der Opener "Antarctica" lässt sich dann doch ganz gut an - stilistisch wohl so irgendwo zwischen Fusion-Prog und hartem Rock - gar nicht so sehr metallisch - beheimatet. Schön. So geht es mit "Ascension" auch weiter, der Beginn teils fast ätherisch (na ja, für Sherinians Verhältnisse), um dem Titel gerecht zu werden. Weiter zur Mitte des Songs tendiert man dann beinahe zu Dream Theater. Aber das wirkt gar nicht aufgesetzt, ist eher so ein Hauch DT. Auch bei Track Nr. 3, "Primal eleven", bleibt man dieser stilistischen Linie treu. Stellenweise wirken die Gitarren ähnlich wie bei Holdsworth zur UK-Ära mit Eddie Jobson, nur eben etwas deftiger im Sound. Doch "Wings of insanity" holt einen dann doch rasch auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein Metalriff-Mix aus 70's und 80's (Black Sabbath lassen grüßen, obwohl die nicht mal so hart waren). Nun ja! Weiter zu "Frozen by fire" - da fühle ich mich zurückversetzt in die Mitte der Achtziger und zu Yngwie Malmsteens ersten (und wohl progressivsten) Album "Rising force". Kann man vermutlich als Hommage verstehen, denn die Ähnlichkeiten vom Stil (besonders die Gitarre) sind schon frappierend. Schön kommt auch "Der einsame Spanier" rüber, sehr emotional vorgetragen. Auch der Titelsong tendiert wieder in die "Rising force"-Richtung, angereichert mit Stakkato-Riffs. Am Schluss geht die Reise mit "So far gone" wieder in die reinere Metal-Ecke mit leichten orientalischen Rainbow-alike-Tönen, Zakk Wylde steuert dazu seinen passenden Black-Sabbath-Gesang bei. Fazit: Ich war wirklich positiv überrascht. Natürlich finden sich auch hier viele Versatzstücke des Genres, aber letztlich ist das im Arrangement geschickt und clever zusammengefügt, so dass nichts aufgesetzt klingt. Musikalisch sehr gute Platte! Leider eindeutig ein Minuspunkt: das dämliche Cover. Geht es denn auch mal ohne Totenschädel?? (In Umsetzung des Titels werden die "Moleküle" auf dem Cover von kruden Schädeln gebildet, die aus allen Evolutionsphasen der menschlichen Entwicklung zu stammen scheinen. Im Ansatz eine nette Idee, aber Schädel bleibt eben Schädel... Und der auf der Rückseite hat auch noch glühende Augenhöhlen!!!
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2009