CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Baraka - Shade of evolution
(55:25, Musea Parallele, 2008)
Das japanische Power-Instrumental-Trio Baraka stellt mit dieser Veröffentlichung zum Ende des Jahres 2008 doch glatt schon ihren achten Output seit April 1999 vor. Und nach der ersten 56-minütigen Hörreise von "Shades Of Evolution" war ich schon erfreut, wieder mal etwas Ansprechendes entdeckt zu haben, vor allem mit dem 29-minütigen Eröffnungslongtrack "Five Rings". Musikalisch kann ich auf diesem Werk keine Wurzeln ihrer japanischen Heimat erkennen, eher erinnern mich die Töne an die Fusionmusik der amerikanischen Westküstenszene um Los Angeles mit immer wieder Hard Rock orientierten Klangverflechtungen, die mich wiederum öfters an Rush denken lassen. Ebenfalls kommen mir bei den härteren Tonreigen auch Erinnerungen an die Musik des G3 Projektes um Joe Satriani. Mein absoluter Lieblingstrack ist das äußerst abwechslungsreiche und mit unterschiedlichen Stimmungen dargebotene "Five Rings", wo die drei Japaner gekonnt einen druck- und gefühlvollen Genremix aus Fusion, Hard Rock, Blues und improvisierten Passagen zelebrieren. Gerade hier fallen mir starke Ähnlichkeiten zur Musik der Fusion-Westcoast-Bands wie Cosmosquad, Los Lobotomys oder dem Howland / Imboden Project (übrigens, der Gitarrist und Drummer von Chicago) auf. Zusätzlich höre ich ebenfalls parallelen zur Musik von Colosseum II. Schließlich sollen die Vergleiche auch verdeutlichen, dass die drei Musiker ausgesprochene Könner an ihren Instrumenten sind. Allerdings sollte der Freund der Keyboardtöne bedenken, dass er hier nicht auf seine Kosten kommt, wobei mir auf Grund der Fülle der erzeugten Klangräume keine Tastentöne fehlen. Leider lassen für meinen Geschmack die sieben nachfolgenden Kompositionen von ihrer Abwechslung und packenden Interpretation im Gegensatz zum Opener nach. Hier ertönen dann drei sphärisch-entspannte Songs zwischen zwei und drei Minuten mit Gitarren Synthesizer, die etwas zum Verschnaufen einladen. Ansonsten bieten die vier weiteren Tracks mehr Klänge, die dem anspruchsvollen Hard Rock zuzuordnen sind, wobei diese mich bisweilen auch anstrengen können. Lediglich das Abschlussstück "Tenku" weiß mit seinem improvisierten Mittelpart mit experimentellen Ausflügen noch mal zu überraschen. Letztendlich steckt doch beachtliches Potential in diesem Japan-Dreier, so dass bei mir die Neugierde auf die bisherigen Veröffentlichungen geweckt wurde. Klangauszüge findet ihr auf der Homepage der Band.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2009