CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Satellite - Nostalgia
(57:39, Metal Mind Productions, 2009)

Die polnischen Neo Progressive Rocker um Mastermind Wojtek Szadkowski veröffentlichen nach ihrer Debütscheibe "A street between sunrise and sunset" im Jahr 2003 mit "Nostalgia" ihren inzwischen vierten Output. Da mir die Musik von Collage und Satellite grundsätzlich zusagt, war ich schon auf die aktuelle Erscheinung gespannt. Vor allem die auch schon mal hardrockenden Klangräume sowie das fette Keyboardpaket mit flotten Gitarrenläufen im sinfonischen Klanggewand konnten bisher, neben dem englischsprachigen Gesang, bei mir punkten. Aber irgendwie will diese Satellite-Scheibe einfach nicht richtig bei mir zünden. Der Opener "Every desert gets its ocean" mit floydischen Samples und kernigem Gitarrenspiel erscheint mir trotzdem zu glatt inszeniert und strahlt mir zu viel Asia-Charme aus. "Repaint the sky" ertönt mehr als holpriger Track, der zwischen Gabriel-Romantik und Porcupine Tree-Rhythmik mich einfach nicht mit auf seine Reise nimmt. Der anscheinend durch Phil Collins bzw. die späten Genesis inspirierte Pop-Progsong "Afraid of what we say" hat bis auf das ähnlich eines Carlos Santana klingenden Gitarrensolos auch keinen besonderen Reiz für mich, zumal er in zuckersüßen Tönen endet. Die Eingängigkeit der Kompositionen geht auch mit "I want you to know" weiter, wobei hier im instrumentalen Sektor hörenswerte Keyboardarbeit und gefühlvolles Gitarrenspiel geboten werden, sodass ansprechender Neo Prog zu vernehmen ist. "Over horizon" schließt sich dann auch an die kommerzielle Genesis-Phase an, so dass hier einfach kein Funke bei mir überspringen mag. Der vorletzte Song "Am I losing touch?" beginnt in getragenen Tönen ähnlich eines Filmsoundtracks, wandelt dann von hardrockenden Lauten in temperamentvolle sinfonische Klangräume mit einigen Rhythmuswechseln über ins folkloristisch-akustische Genre, bevor er in packender melancholischer Stimmung endet. Mit einem nicht so lebendigen Mittelpart wie beim vorletzten Song erscheint der Schlusstrack "Is it over?", der ebenfalls von einer melancholischen Stimmung (Philip Glass mit "Koyaanisqatsi" fällt mir hierbei ein) und wunderbar getragener Instrumentierung (mit entsprechendem Gesang) gekennzeichnet ist. Das Gitarrenspiel mit Solo weiß mich hier wirklich zu entzücken. Da ich lediglich die reguläre Pressung ohne die zwei Bonus Tracks des Digipaks in den Händen halte, kann ich nur hoffen, dass diese im Stil der letzten beiden Songs dargeboten werden, damit es sich lohnt, das Digipack zuzulegen. Klangauszüge findet ihr bei MySpace.

Wolfram Ehrhardt



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