CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Roz Vitalis - Songs and murmurs of the wind
(79:36, Privatpressung, 2008)
Über die Jahre werkelte Ivan Rozmansky mit seinem Bandprojekt Roz Vitalis mit vielerlei unterschiedlichen Musikern zusammen und experimentierte dabei in diversen instrumentalen Ausprägungen. Gleichfalls probierte er dabei eine sehr breit gefasste stilistische Bandbreite aus, die sich fast jeder progressiven Spielart aufgeschlossen gab. "Songs and murmurs of the wind" ist da wieder keine Ausnahme. Nachdem der Vorgänger "Compassionizer" vor allem im sperrigen Avantgarde Rock sein Seelenheil gefunden hatte und lediglich in Triobesetzung eingespielt worden war, ist beim aktuellen Werk eine fünfköpfige Band am Start, die vor allem von ihrem improvisativen Gedankengut und gesprochener Lyrik lebt. Die Ideen fließen langsam, die Entwicklung scheint bisweilen in Zeitlupe voranzuschreiten. Unweigerlich ist dieses Album von psychedelischen, spacigen Momenten durchzogen, auch wenn sich immer noch Platz für sperrige Avantgarde findet. Doch leider hat die ganze Sache zwei ganz große Makel. Da wäre zum einen der sehr unterdurchschnittliche Sound, da es sich hierbei um ein spontan mitgeschnittenes Livealbum handelt, das klanglich bestenfalls akzeptables Bootleg Niveau bietet. Logischerweise sind auch in Russland die Produktionskosten ein erheblicher Faktor, gerade bei dieser nicht gerade zugänglichen Musik, doch sollte trotzdem ein gewisses anhörtechnisches Niveau gewahrt bleiben. Das zweite "Aber" bezieht sich auf die inhaltliche Klasse dieses "Musik-im-Augenblick-des-Entstehens" Mitschnittes. Wie bei so vielen Improvisationswerken gibt es natürlich einige gute Momente, werden auch recht locker Zitate von King Crimson und Pink Floyd eingewoben, doch wirkt vieles zu beliebig und recht orientierungslos. Es passt ins Bild, dass der sehr spartanische Beifall zwischen den Tracks eher endenwollend ausfällt. Dass Roz Vitalis wesentlich mehr auf der Pfanne haben, bewiesen bereits frühere Alben, mit diesem Werk hat man sich hingegen keinen großen Gefallen getan.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009