CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Mawwal - Black flies
(52:13, Ancient Records, 2007)
Mawwal - This is all there is, there is no other place
(54:31,Ancient Records, 2008)

Spätestens seit den Aktivitäten von Peter Gabriel mit seinem Real World Label, weiß man, dass World Music aus anderen Kontinenten und Kulturkreisen unheimlich interessant und beeindruckend sein kann, eben weit mehr beinhaltet als die üblichen Klischees, die einem gerne bei zweifelhaften "Kulturveranstaltungen" als Pauschalurlauber in den entsprechenden Ländern vorgegaukelt wird. Jim Matus, Gitarrist / Komponist, ist ebenfalls ein von anderen Kulturen getriebener bzw. sehr offener Geist. Mit seiner Band Paranoise wagte er bereits den Brückenschlag zwischen erster und dritter Welt, seine aktuelle Formation Mawwal (ein Begriff aus der arabischen Musik) setzt seine spannende Reise zwischen den unterschiedlichen Welten fort. "Black flies", enthält zum Teil Neubearbeitungen traditioneller Lieder aus Libyen, Syrien, Bulgarien oder dem Jemen, neben Eigenkompositionen des umtriebigen Amerikaners. Dabei greift er nicht nur auf Gesänge des leider bereits verstorbenen pakistanischen World Music Stars Nusrat Fateh Ali Khan zurück, sondern ihm steht u.a. der ehemalige Brand X Bassist Percy Jones zur Seite. So gelingen vielschichtige Songperlen, die die stilistischen Grenzen der unterschiedlichen Länder verschwimmen lassen. Mit stark percussiven Elementen, sowie der Faszination von fremdsprachigen Gesängen entsteht eine Vermischung von ursprünglichen Rhythmen, Einflüssen aus dem Nahen und Fernen Osten, sowie elektrischer Begleitung. Auf dem 2008er Output "This is all there is, there is no other place" geht Jim Matus noch einen Schritt weiter, agiert noch offener gegenüber jeglichen Strömungen aus anderen Ländern, fusioniert noch mehr zu einem ganz eigenen Stilgebräu, wobei er weit mehr auf akustische Momente setzt. Ob Percussion aus dem mittleren Osten, stammesrituelle Rhythmik aus Afrika oder Klezmer Ansätze, bei Matus verbindet sich alles zu einem großen Ganzen. Das Endresultat ist keine westliche Musik mit Folklorecharakter, sondern hier werden wirklich anscheinend unterschiedliche Ansätzen verbunden. Da darf eben auch mitunter die Gitarre abgedreht heulen, die Takte etwas schräger sein. Doch letztendlich vereint der gemeinsame Grundrhythmus, nach dem irgendwie alle Menschen ticken, eben alles.

Kristian Selm



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