CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Trevor Lloyd - Violin tendencies
(55:13, Privatpressung, 2008)

Trevor Lloyd ist der Geiger der US-amerikanischen Progressive Rock Band Audiosynchrocy. "Violin tendencies" ist ein Soloalbum, das ich Privatveröffentlichung nennen würde. Es hat Ansätze an Symphonic Rock, komplexe Songs, überraschende, kraftvolle Tracks und das grandiose Geigenspiel. Es hat jedoch auch programmierten Rhythmus, der komplex und dynamisch klingt, seine elektronisch starre Herkunft aber nicht verleugnen kann. Und er hat einige Kompositionen, die wie "Wistful Thinking" in ein derb-kitschiges Arrangement gekleidet billig und öde klingen. Trevor Lloyds Songs neigen zur Nachdenklichkeit, zur Stille. Einige sehr anmutige Ideen sind virtuos gespielt, die Keyboardarbeit wohl gelungen, wenn auch weitaus weniger dominant. Die Geige steht im Mittelpunkt. "Timewheels", "Silent Mist" und "Siberian Stomp" sind die progressiven Stücke, letzteres war, in anderer Version, bereits auf der CD seiner Band Audiosynchrocy enthalten, die im Booklet nicht erwähnt wird. In "Timewheels" spielt James Musser Schlagzeug, der Unterschied zu den programmierten Rhythmen ist deutlich, wenn die Programmierung auch nicht schlecht gelungen ist. Das beste Stück ist das über 8-minütige "Not a Sonata", in dem sich Violine und Klavier die Bälle zuspielen. Die Komposition kommt ganz ohne Rhythmusbegleitung aus und entfaltet eine starke Wirkung mit sinfonischen und klassischen Elementen. Die Ausgeglichenheit und emotionale Tiefe der Songs, deren Arrangements bis auf genanntes "Wistful Thinking" überwiegend gelungen sind, kann seine Freunde finden. Die Orientierung auf ambientes Klima in den Songs wird die Rocker unter den Progheads gewiss nicht vom Hocker reißen. Die CD ist wegen ihres Geigenspiels interessant, es fehlen jedoch kernige, kraftvolle Merkmale. Das schränkt den Wirkungsgrad der Musik stark ein, über ein quasi privates Rotierfeld wird Trevor Lloyd wohl kaum große Wellen schlagen.

Volkmar Mantei



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