CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Marten Kantus - Pulmonaire
(47:00, Privatpressung, 2008)

Ich bin schwer begeistert! Was dieser höchst begabte Musiker aus Berlin hier aus dem Hut zaubert, ist allerfeinste Instrumentalmusik. Ich liste mal einfach auf, was er hier in Alleinarbeit so alles einbringt: elektrische und akustische Gitarren, Mandoline, Bass, Keltische Harfe, Klarinette, Flöte, Piano, Orgel, Synthesizer, Melodica, Mundorgel, Glockenspiel, Schlagzeug, Perkussion. Das ist ja schon mal eine sehr beeindruckende Liste. Und das wird nicht einfach nur mal kurz irgendwo eingesetzt, sondern Instrumente wie Klarinette dürfen durchaus auch mal stilprägend in einem Titel dominieren. Das aktuelle, zwischen September 2007 und Mai 2008 eingespielte Album enthält acht Kompositionen, die durch die Bank überzeugen und keinerlei Langeweile aufkommen lassen. Die Arbeit ist wirklich handgemacht, keine programmierte Rhythmusarbeit, keine langweilige 08/15-Produktion. Hier hat alles Hand und Fuß, es wird zu recht hohem Anteil rein akustische Musik präsentiert, die in unterschiedlichsten Schattierungen daherkommt. Die auf seinem aktuellen Werk erstmals eingesetzte Harfe nimmt einen nicht unerheblichen Raum ein und lässt verständlicherweise gewisse Parallelen zur Musik eines Andreas Vollenweider aufblitzen. An anderen Stellen erinnert gerade die Arbeit an elektrischen wie auch akustischen Gitarren an die Glanzzeiten von Mike Oldfield. Auch der Franzose Rene Aubry fällt mir hierbei als Referenz ein. Aber Kantus ist weit davon entfernt, ein Klon zu sein. Im Gegenteil, in seinen Mini-Suiten präsentiert er stilvoll die unterschiedlichsten Stimmungen in eigener Note. Besonders gelungen finde ich seine Beiträge an Klarinette und Flöte, die den entsprechenden Titeln einen zusätzlichen, besonders feinen Charme geben. Hätte ich beim ersten Hördurchlauf dieses Werk ohne Kenntnis des Artisten genossen, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dass es sich hierbei um ein echtes 1-Mann-Projekt handelt. Meine Hoechstachtung vor diesem exquisiten Album, das Lust auf viel, viel mehr von Herrn Kantus macht. Toll! Infos zu diesem Künstler gibt es unter www.marten-kantus.com.

Jürgen Meurer



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