CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Antihéroe - Entretejido cósmico
(53:41, Viajero Inmovil, 2008)
Hatte in Südamerika bisher Chile den Ruf für die schrägsten Bands der dortigen Szene, so scheint man in Argentinien langsam nachzulegen. Viajero Inmovil, das Label für interessante Reissues und ungewöhnliche Neuentdeckungen in Kleinstauflagen hat mit Antihéroe ein Band aus Córdoba ausgegraben, die nicht gerade leicht verdaulich ist. Nun gut, deutsche Fussballfans verbinden mit einem gewissen WM Spiel in Córdoba anno 1978 auch nicht gerade magenverdaulich problemlose Verbindungen (für die Insider: "3:2 durch Krankl. I werd narrisch"), aber das ist eine ganz andere Geschichte... Antihéroe sind in erster Linie das "Kind" des Gitarristen / Komponisten Darío Iscaro, der in der nicht gerade alltäglichen 4er Besetzung Trompete / Gitarre / Bass / Schlagzeug & Bandoneón einen crimsonesk, kammermusikalisch beeinflussten Progressive Rock der schrägeren Sorte aus dem Ärmel schüttelt. Die Gitarrenläufe versprühen frippige Verspieltheit, Trompeter José María Torrabadella bläst dazu seine jazzig-filigranen Figuren und dies alles vorangetrieben von sprunghaften Rhythmen, sowie gelegentlichem Tango der ganz verqueren Denkweise. Das ist inhaltlich versponnen, kompositorisch recht vertrackt und interessant, hat dazu noch jede Menge schrägen Groove. Einzig nachhaltige Ideen wollen sich nicht so recht in die Hirnwindungen eingraben. "Entretejido cósmico" wird bei der Fraktion der schrägen Töne auf fruchtbaren Boden stoßen. Damit zwar eine weitere Veröffentlichung für eine eher kleinere Splittergruppe unter den Progfans, aber für aufgeschlossene Entdeckernaturen durchaus eine Empfehlung wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009