CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Apostolis Anthimos - Miniatures
(43:52, Metal Mind Productions, 2008)
Der polnische Gitarrist veröffentlicht mit "Miniatures" ein erstaunlich abstraktes und improvisatives Jazzrock-Album. Zentrum der nachdenklichen Tracks ist sein extravagantes Gitarrenspiel. Fusion-Keyboards und komplexer, zurückhaltender Rhythmus untermauern seine Improvisationen. Lediglich den Bass hat Apostolis Anthimos nicht selbst gespielt, kongenial und einfühlsam wurde er von Robert Szewczuga begleitet, der bluesige Songs und die Jazzrocker mit melodisch versiertem Handwerk untermauert. "Miniatures" ist ein passender Titel, die 13 Songs sind jeweils lediglich um die 3 bis 4 Minuten lang. Die komponierten Themen nimmt Anthimos mit der Gitarre virtuos auf und improvisiert mit einem Sound, der stark nach den 1970ern klingt. Die Tracks haben nichts Modernes, klingen jedoch längst nicht altbacken, haben Stil und wirken zeitlos. Nichts ist eingängig, die Stücke sind eher Jazz als Rock. Über allem liegt eine nachdenkliche Note, lediglich die Improvisationen an der elektrischen Gitarre in ihrer Intensität und melodischen Vielfalt, ihrer jazztriefenden Abstraktheit und klangvollen Rocksprache sind direkt und rau. Die Tracks wurden in drei Tagen im Studio eingespielt. Apostolis ist ein Perfektionist, wie der den Begleittext schreibende Andrzej Hojn im Booklet meint, die Songs auf der CD jeweils die vierte, fünfte oder gar sechste Version. In kurzer Zeit hat das Duo viel zu tun gehabt. Doch Druck ist den Aufnahmen nicht anzumerken, die Atmosphäre ausgeglichen. "Miniatures" ist mit den Vorgängeralben Apostolis Anthimos' nicht zu vergleichen. Eher avantgardistisch als hörfreundlich, jazztrunken und verspielt als fest geformt und liedhaft sind die kurzen Stücke die wohl intimste und persönlichste Veröffentlichung des SBB-Gitarristen, die von vornherein kein potentieller Hit ist und eher die Freaks unter den Jazzrockern anspricht.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009