CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Grobschnitt 2008 - Live
(68:51, Privatpressung, 2008)
Die Rückkehr von Grobschnitt auf die Konzertbühnen Deutschlands war wohl eines der meistgewünschten, aber trotzdem unerwarteten Comebacks im letzten Jahr. Dass es Grobschnitt in der zweiten Generation, bestehend aus den Vätern und Söhnen der großen Grobschnitt Familie, wieder gibt, ist in erster Linie ein sehr großer Verdienst der langjährigen und enthusiastischen Fans, die über mehrere Jahre ihre Fantreffen in Betzdorf veranstalteten und letztendlich auch die Band bewegten, im Livekontext wieder zurückzukehren. Nachdem die ex-Mitglieder Milla Kapolke, Willi Wildschwein, Toni Moff Mollo und Admiral Top Sahne zum Teil verstärkt durch ihre Söhne und Neumitglied Deva Tattva an den Keyboards eine geradezu triumphale Rückkehr feierten und immer noch feiern, wuchs natürlich bei den Fans auch der Wunsch, endlich wieder einen aktuellen Tonträger als Erinnerung in den Händen halten zu können. So ist das schlicht betitelte Album "Live", welches auch in Rücksicht auf die eigene Vergangenheit und in Verbeugung vor den ex-Mitgliedern unter dem Namen Grobschnitt 2008 erschien, in erster Linie eine Werkschau "aktuelleren" Materials aus den 80ern, welches noch nicht in dieser Form, sei es durch Erocs rührigen Backkatalog und diverse Live-Veröffentlichungen erhältlich war. Deswegen gibt es z.B. kein Wiederhören mit Material von "Rockpommel's Land" bzw. "Illegal" oder den typischen Klassikern der aktuellen Setlist wie "Vater Schmidt's Wandertag" oder "Razzia", sondern mit "Film im Kopf" oder "Könige der Welt" steht letztendlich Material der beiden offiziellen Studioalben "Kinder und Narren" (1984) bzw. "Fantasten" (1987) im Fokus. Je nach eigenem Grobschnitt Geschmack sind dies natürlich nicht die absoluten Höhepunkte des Bandschaffens bzw. der runderneuerte Neubeginn in den 80ern. Doch letztendlich rettet wieder einmal DER Klassiker der Bandhistorie das Geschehen. In diesem Falle "Sonnentanz", die wiederum modifizierte und "nur" 42-minütige Fassung von "Solar Music". "Live" ist hauptsächlich Futter für die immer noch hungrige Fan-Meute, die sich natürlich begierig und völlig zu Recht auf jegliches Material dieser deutschen Rock-Legende stürzt. Der "Normal" Grobschnitt Hörer ist jedoch besser mit den Klassikern wie z.B. "Solar Music Live", "Rockpommel's Land" oder "Illegal" bedient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009