CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

The Gourishankar - Close grip
(47:39, Unicorn Digital, 2008)

Mit ihrem "2nd hands" Album konnten die russischen Musiker mich seinerzeit sehr überzeugen. Ihre erfrischende Spielweise, ihre eigene Interpretation des Begriffs Progressive Rock weckten mein Interesse an dieser Band, und so war die Neugierde entsprechend groß, wie sich diese Band wohl weiter entwickeln würde. Doch "Close grip" taugt nicht zur Standortbestimmung der aktuellen Gourishankar-Formation, da das Material aus dem Jahr 2003 stammt und somit zeitlich noch vor den Kompositionen von "2nd hands" liegt. Eingespielt wurde das Material zu "Close grip" im Wesentlichen vom gleichen Personal. Zwar erreichen sie hier nicht ganz den Standard, den sie mit ihrem zweiten Werk setzten, aber das Potenzial ist schon klar erkennbar und auch ihrem Erstling kann man eine gewisse Variabilität nicht absprechen. Die hervorragend in Szene gesetzten lyrischen Momente wie auf "2nd hands" sind zwar nur ansatzweise zu hören, aber der Vierer weiß hier schon diverse Ausrichtungen geschickt miteinander zu vermengen. Neo Progartiges, klassischer Prog, harte Gitarrenriffs wie auch ambiente Arrangements - die Mischung ist absolut gelungen. Als typischen Progmetal kann man die harten Passagen zwar nicht unbedingt bezeichnen, aber kräftiges Gitarrenspiel gehört definitiv zum Grundprogramm der Russen. Die Stimme von Vlad Whiner ist unspektakulär, aber akzeptabel. In manchen Momenten erinnert er mich an wenig an Geddy Lee. Als "Bonustrack" gibt es noch eine sehr peppige Coverversion des Gentle Giant Songs "For nobody". Hier können sie sowohl sehr dicht am Original wie auch mit eigenen eingebrachten Ideen glänzen. Nachdem sie sich mit "2nd hands" in der Prog-Szene ins Gespräch gebracht haben, war es eine begrüßenswerte Idee von Unicorn, das nicht mehr erhältliche tatsächliche Debüt der Russen noch mal einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen, denn der Gourishankar-Interessierte dürfte sich sehr wohl mit diesem Werk anfreunden können. Und jetzt warte ich gespannt auf ein wirklich neues Album dieser überaus talentierten Band, die übrigens momentan auf der Suche nach einem neuen Sänger ist.

Jürgen Meurer



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