CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Andrew Gorczyca - Reflections / An act of glass
(41:55, Chris G Music, 2008)

Als posthumes Gedenken an seinen 2004 verstorbenen Bruder Andrew Gorczyca, hat Chris G nach jahrelanger Arbeit im Frühjahr 2008 diese CD fertig gestellt. Doch handelt es sich dabei nicht nur um ein Tribute Album der besonderen Art, auch durch die Mitarbeit der beteiligten Musiker erfährt dieses Werk eine ansprechende Aufbereitung. Über 4 Jahre beteiligten sich 18 Musiker, die in 12 unterschiedlichen Studios ihre Beiträge aufnahmen. Darunter befinden sich solch illustre Namen wie z.B. Adrian Belew (King Crimson), die fast komplette Spock's Beard Mannschaft mit Nick D'Virgilio, Ryo Okumoto und Dave Meros, wie auch Mike Keneally und Ted Leonard (Enchant). Wenn man sich die Kommentare bzw. Beschreibung zum Album im Internet bzw. der Presseinfo liest, dann wird von einem klassischen Progressive Rock Album gesprochen, fallen Namen wie Yes oder Rush, aber auch Einflüsse wie King Crimson. Doch hört man sich durch die acht Songs, dann fallen diese doch mehr in die Kategorie anspruchsvoller, songorientierter Rock / Pop (mit ganz leichtem Rush Einfluss). In erster Linie verfügt das Material jedoch über ein gehöriges Maß an griffigen Melodien und es stehen weit mehr die unterschiedlichen Sänger, denn die Solisten im Vordergrund. Dies soll keineswegs die interessant gestalteten Kompositionen abwerten, sondern einfach nur eine falsche Erwartungshaltung gegenüber dem Inhalt in richtige Bahnen lenken. Auch wenn hin und wieder progressive Einflüsse keineswegs von der Hand zu weisen sind, sind diese jedoch nicht offensichtlich bestimmend. Sehr wohltuend fällt auf, dass sich keiner der bekannten Namen in den Vordergrund spielt, sondern hier steht einfach nur die Musik im Vordergrund, die mit ihren catchigen Refrains, kompakten, leicht verspielten Arrangements und flotten Soloteilen sofort den Weg ins Gehört findet. Die Songs sind vom typisch amerikanischen Easy-Going Feeling geprägt, ohne dabei in leere Plattitüden zu verfallen. Trotz unterschiedlicher Sänger verfügt das Album über einen stimmigen Fluss und hinterlässt nicht den Eindruck eines Flickwerks. Als weiterer Pluspunkt überzeugen die Arrangements, die zum Teil mit ihrer positiven Grundhaltung einfach Gute-Laune Stimmung erzeugen. Auch wenn der erste Eindruck mitunter vielleicht etwas zu unspektakulär wirkt, so graben sich die teilweise hintergründigen Arrangements immer mehr ins Gedächtnis ein. Umfangreiche Hintergrundgeschichten zu den Songs runden dieses musikalische Erinnerungsstück an einen viel zu früh verstorbenen Musiker ab.

Kristian Selm



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