CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Fun Machine - Sonnenhuhn
(45:14, Prviatpressung, 2008)

"Fun Machine punkten, weil sie einfach eigenartig sind, zwischen verschiedenen Formen der Eigenartigkeit hin und her wechseln, sie ein gehobenes Maß von Eigenartigkeit besitzen und ihre Eigenartigkeit unterschiedliche Formen beinhaltet." Da hat ein Rezensent genau die richtigen Worte gefunden, um die Musik der New Yorker Fun Machine zu umschreiben. Okay, man könnte auch Worte wie lustigen Krach, dosierte Avantgarde oder schräges, augenzwinkerndes Chaos benutzen, klingt aber irgendwie nicht ganz so eloquent. "Sonnenhuhn" (schon recht cool, dass eine amerikanische Band deutsche Worte verwendet) ist eine originelle Ansammlung von recht eigenwilligen, nicht gerade leicht verdaulichen Ideensammlungen, die immer nahe am gerade noch Ertragbaren bis hin zu genialen Momenten umherwandelt. Hier werden einzelne, minutenlange Akkorde in Selbstherrlichkeit ausgekostet und auf einmal krachen Mellotron-artige Soundeskapaden und schräge Riffs über den Hörer ein, dass es eine wahre Freude ist. Prog und Avantgarde sind Bestandteile, ohne dass die Band weder dem einen, noch dem anderen Genre augenscheinlich zuzuordnen ist. Fun Machine sind kein offensichtlicher Spaß, sondern man muss schon etwas masochistische Neigungen für das Sperrige und Ungewöhnliche mitbringen, um hier voller Begeisterung "Hurra!" zu schreien. Die Stärke der Band von der U.S. Ostküste besteht ohrenscheinlich darin, auf einmal formidable Akkorde und Momente aus dem Hut zu zaubern, die zwar mit Avantgarde flirten, aber eben auch Rock/Wave-Energie und verzwirbelten Progressive Rock mit sich bringen. Die geradezu anarchische Power des Quartetts steckt nicht nur darin, mit ungewöhnlichen Brüchen den Hörer immer wieder neu zu fordern, sondern ebenso darin, eigenartige Eigenartigkeit zu vereinen. Das macht bisweilen unheimlich Spaß, geht hin und wieder gehörig auf die Nerven, ist jedoch niemals voraussehbar und irgendwie progressiv durchgeknallt. Fun Machine ist etwas für Gemüter des Unvorhersehbaren, des innovativen Chaos. Aber wenn sie dann auf einmal Mellotron Akkorde bzw. zerbrechliche Momente aus dem Hut zaubern, hat dieser Par-Force-Ritt auf einmal jene Faszination, die man sich von anderen, sogenannten "progressiven" Bands des Öfteren mal wünschen würde.

Kristian Selm



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