CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Electric Orange - Fleischwerk
(79:15, Sulatron, 2005/8)
Ursprünglich erschien dieses Album mit Aufnahmen aus den Jahren 2004/5 ausschließlich als 300er Auflage auf Vinyl. Doch Electric Orange packten einfach einige Bonustracks hinzu, ließen das Album bei Eroc mastern und fertig ist die CD Neuauflage. Wüsste man nicht, wann dieses Album wirklich aufgenommen wurde, so würde man glatt der Illusion erliegen, hier ein unentdecktes Juwel aus den Untiefen des 70er Jahre Krautrocks entdeckt zu haben. Manische, hypnotische Rhythmen, kreischende, dröhnende Orgelklänge und eine irgendwie verschwommen-psychedelische, aber irgendwie sehr eindringliche Stimmungstiefe machen aus diesen ineinander greifenden improvisativ wirkenden Instrumentaltiteln einen Trip in andere Sphären. Man braucht einfach nur die Augen zu schließen und schon taucht man ganz tief in die frühen 70er zurück. Dabei liegt die eigentliche Faszination nicht unbedingt nur in der klanglichen und stimmungsvollen Exhumierung begründet, sondern die lang gedehnten Instrumentalausflüge versprühen auch inhaltlich eine ganz eigene Magie, die zwar nach Vergangenheit klingt, aber dennoch kein bloßer Abklatsch von Gestern darstellt. Über die Jahre perfektionierten Electric Orange ihren Retro Ansatz derart, dass sie mittlerweile in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos unterwegs sind. Die Vergangenheit lebt!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009