CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Eatliz - Violently delicate
(54:18, Anova, 2008)

Der Begriff "progressiv" scheint mittlerweile wieder hoffähig zu sein (verwendet z.B. im Werbezettel der Promo Agentur) oder liegt es einfach nur daran, dass immer mehr Bands einfach aus den üblichen Songstrukturen ausbrechen wollen und dabei sehr ungewöhnliche Vermischungen entstehen? Zudem überrascht es, wie viele Bands aus Israel derzeit in unsere Breiten herüberschwappen - auch nur Zufall? Egal, ob diese beiden Fragen irgendwie im Zusammenhang stehen, mit Eatliz (in der wörtlichen hebräischen Übersetzung = Schlachthaus) präsentiert sich eine erfrischende Formation aus dem Nahen Osten, die einfach nicht so recht ins einfache Schubladendenken passt. Auf "Violently delicate" gibt sich die seit 2002 aktive Band überraschend originell und stilistisch recht vielfältig. Da brechen bratzelnde Gitarren über den Hörer hinein, wagt Sängerin Lee Triffon vokale Verrenkungen, um im darauf folgenden Song wieder hinüber zu sperrigem Indie Pop zu wechseln. Gerade zu Beginn des Albums wird hier einiges sehr erfrischend durcheinander geschmissen und mit offensichtlichen Erwartungshaltungen gebrochen, auch wenn man eingestehen sollte, dass Eatliz in erster Linie im Alternative / Indie Rock, Wave und Ska zu Hause sind und weit davon entfernt sind, ins Prog Genre gesteckt zu werden. Doch inhaltliche Brüche und einige Stilwechsel im 3-4 Minuten Format kommen eben bei Bands, die in ähnlichen stilistischen Regionen tätig sind, so nicht vor. Zudem ist hier kein Song von Anfang an vorhersehbar, ist diese Mixtur aus Pop und alternativ-schräger Rockkultur für offene Ohren ein richtiges Fest.

Kristian Selm



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