CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

DeeExpus Project- Half-way home
(58:53, Privatpressung, 2008)

Auch wenn Melodic und Progressive Rock auf den ersten Blick nur selten offensichtliche Schnittstellen aufweisen, so wagen die Newcomer DeeExpus den Spagat zwischen diesen beiden Stilen. Griffige, mächtige Melodiebögen treffen auf moderate Breaks, ausschweifende Instrumentalteile und anspruchsvolle Arrangements. Und Überraschung: die Mischung funktioniert über weite Strecken erstaunlicherweise sogar recht gut. Der Trick der britischen Band: sie geben ihren Songs Zeit und Raum für atmosphärische Entwicklungen (u.a. mit zwei Titeln jenseits der 12 Minuten Marke), die kernigen Instrumentalparts wirken elegischer, sinfonischer, als man dies von "normalen" Melodic Rock Bands gewohnt ist. Hinzu kommen moderne Sounds und gesunde Härte, die dem Album den nötigen Drive verpassen. Betrachtet man die Musik nur durch die rosarote progressive Brille, so muss man sich dafür auf eingängige, aber niemals platte Gesangslinien bzw. catchigen Backgroundgesang einlassen, sind hier und da etwaige Kanten ziemlich glatt gebügelt. So gehen die Songs bereits beim ersten Hördurchgang gut ins Ohr, finden sich aber gleichzeitig interessante Passagen, die ein Mehrfachhören rechtfertigen. Zwar sitzen DeeExpus mit ihrer Ausrichtung etwas zwischen den Stühlen, doch alles in allem ist ihnen mit "Half-way home" ein gutes und überzeugendes Konsensalbum für jene Hörer gelungen, die sich jeweils ein Stück von den beiden eingangs erwähnten Stilen entfernen können.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009