CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Joe Bonamassa - Live from nowhere in particular
(44:12 + 54:28. Provogue / Mascot, 2008)

Mit dem nächsten Blues-Mixtape für den besten Kumpel kann Rezensent es sich mal einfach machen: "Live from nowhere in particular" auflegen, dezent übersteuern und "Record" drücken. Das beste live aufgenommene Blues-Doppelalbum seit Anno Tubak sorgt für den Rest: Da gibt es mit "Bridge to better days" eine zwischen Leslie West und Robin Trower changierende Riffbestie, in die eben mal schnell Purples "Perfect strangers" verwoben wird. Da weht uns mit der "India / Mountain Time / India" einleitenden Meditation eine Ahnung davon an, wie es geklungen hätte, wenn Ravi Shankar gemeinsam mit Derek Trucks der Blues ereilt hätte. Raga'n Roll! John Mayalls "Another kind of love" kommt ebenso amtlich, bis dann der Titeltrack des letzten Studioalbums "Sloe Gin" das Thema "trunkene Einsamkeit" in Bluesballadenform sieben herzzerreißende Minuten wohl zwingender durchführt, als man das sonst irgendwo je hören konnte - auch nicht bei Gary Moore oder Walter Trout. Und was hat das alles PNL-Leser zu interessieren? Folgendes: Joe B. schafft auf diesem Konzertmitschnitt ähnlich wie Jeff Martin auf einer anderen Lieblingsplatte ("Live In Dublin") permanent völlig unerwartete Songschnipsel in seinen Bluesepen auftauchen zu lassen - das geht bis zu einer hell lodernden Fassung von Yes' "Starship Trooper/Würm", bei der Steve Howe blass um die dünne Nasenspitze werden dürfte. Nie waren 12 Takte so wenig langweilig.

Klaus Reckert



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