CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Chris Wood - Vulcan
(55:41, Esoteric Recordings, 2008)

Nach der Auflösung von Traffic im Jahr 1974 machte sich Multi-Instrumentalist Chris Wood (u.a. Flöte, Saxophon) an die Aufnahmen seines Soloalbums "Vulcan". Bei den Sessions arbeitete er u.a. mit Steve Winwood und Mitgliedern der Wailers zusammen, doch als das Album 1978 endlich fertig war, sorgte die aufkeimende Punk-Welle dafür, dass man dieses damals nicht dem Zeitgeist angepasste Werk in den Archiven verschwinden ließ. Nach dem Tod von Chris Wood 1983 gingen die Aufnahmen in die Hände seiner Schwester Stephanie über. Mit rund 25-jähriger Verspätung wurde von Esoteric dieser musikalische Nachlass sorgvoll restauriert und zudem mit ausführlichen Liner Notes versehen. Während der lässige, Reggae-durchsetzte Titelsong ursprünglich für das letzte Traffic Werk "When the eagle flies" geplant war, aber dort keine Verwendung fand, macht spätestens der zweite, über 10-minütige Titel "See no man girl" klar, warum "Vulcan" anno 1978 einfach nicht zum damaligen Markt passte. Das ist verspielter, grooviger Jazz Rock, der ebenso südamerikanische Elemente aufgreift. Das wirkt mehr wie ein großer Jam, als nach komplett auskomponiertem Material. Genau diese Herangehensweise zieht sich durch das musikalische Patchwork des Albums, wo mehr auf relaxte Stimmungen und eine unheimlich losgelöste, teils minimalistische Atmosphäre gesetzt wird, denn man eine einheitliche Struktur, einen roten Faden findet. Musikalisch durchaus ansprechend, wenn auch hier und da recht zurückhaltend, aber auf seine Art durchaus spannend und faszinierend, da man von der Musik quasi getragen wird. Ein interessanter, wenn auch nicht überragender Nachlass, der einfach zur falschen Zeit veröffentlicht werden sollte. Doch manchmal gibt es, wenn auch mit etwas zeitlicher Verspätung, so etwas wie musikalische Gerechtigkeit.

Kristian Selm



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