CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Richard Barbieri - Stranger inside
(51:18, Snapper, 2008)
Ex-Japan und seit mittlerweile knapp 15 Jahren Porcupine Tree Keyboarder Richard Barbieri präsentiert sich auf seinem zweiten Soloalbum "Stranger inside" (der Vorgänger "Things buried" erschein 2005) einmal mehr als Soundtüftler und visionärer Klangdesigner. Barbieri setzt trotz der ausgiebigen Verwendung von verfremdeten Gesangssamples (von Tim Bowness und Suzanne Barbieri) und jeder Menge elektronischer Sounds nicht nur auf die alleinigen Errungenschaften der Technik. Bei zwei Titeln begleitet ihn Bandkollege Gavin Harrison am Schlagzeug, der bei unzähligen Produktionen tätige Bassist Danny Thompson (u.a. Talk Talk, Kate Bush, Tim Buckley) zupft auf "All fall down" jazzig den Bass. Selbst Barbieri greift gelegentlich auf das Klavier zurück und dreht nicht nur an den unzähligen Knöpfchen seines Equipments. Dennoch steht die Elektronik eindeutig im Vordergrund, wobei sein langjähriger Weggefährte Steve Janson ebenfalls sein Scherflein durch Arrangements, Percussion und Programming beiträgt. Bei den teils kaputt wirkenden Sounds, sowie melancholisch-atmosphärischen Klanglandschaften, die meist im Vordergrund stehen, merkt man erst, welchen Einfluss Richard Barbieri auf den typischen Porcupine Tree Sound hat. Dennoch sind seine Solostücke stilistisch ganz anders gelagert, dominieren teilweise harte Beats bzw. experimentelle Holper Rhythmen aus der Steckdose, während auf der anderen Seite fragile Minimalistik ausschließlich auf kühle Stimmungen setzt. Dennoch sind die neun Titel überaus abwechslungsreich gestaltet, da hier ein breiter Bereich von moderner Elektronik, Ambient / Chill Out Feeling bis hin zu fast schon songartigen, nur eben rein instrumentalen Titeln in kunstvoller, etwas steril wirkender Pop Ästhetik abgedeckt wird. Allein die herausragenden Momente, die länger haften bleiben, vermisst man auf diesem Album. War der erste persönliche Eindruck von Richard Barbieri's Soloschaffen vor einigen Jahren im Vorprogramm von Blackfield doch sehr zwiespältig ausgefallen, so hat der Mann aus London mit diesem Album wieder etwas Boden gut gemacht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009